Energieeffizient leben mit Altgeräten: Ist das überhaupt möglich?

Hast du Altgeräte, die du nicht ersetzen kannst oder möchtest, kannst du relativ wenig tun, um deinen Energieverbrauch zu optimieren. Möglich wäre, etwa bei der Waschmaschine, dem Trockner oder den Kühlgeräten, die Befüllung zu optimieren. Viele kleine Alltagstipps, die du beispielsweise beim Umweltbundesamt oder den Verbraucherzentralen unter dem Stichwort “Energieeffizienz im Alltag” findest, helfen dabei, den Energieverbrauch zu reduzieren. Doch bleiben wir bei der Wahrheit: Das ganz große Rad drehst du damit nicht. Wenn du es genau wissen möchtest, kannst du Energieverbrauchsmesser leihen und einzelne Geräte durchmessen. Viele örtliche Stadtbibliotheken halten Geräte zur Ausleihe bereit. Der erste Schritt zu einem energieeffizienten Alltag besteht darin, den persönlichen Status quo festzustellen und dann das Verbrauchsverhalten in kleinen oder größeren Schritten zu optimieren. 

Die Themen Energieeffizienz und Ressourcenschonung systematisch angehen

Wenn du in deinem eigenen Haushalt und Alltag möglichst ressourcenschonend leben möchtest, gehst du am besten die Hauptbereiche Wasser, Energie und Lebensmittel systematisch durch und stellst sie im Einzelnen auf den Prüfstand. Wir befassen uns im Folgenden nicht mit Immobilieneigentümern, die selbst bestimmen, mit welcher Haustechnik sie ihr Haus ausstatten, sondern wir zielen auf die große Mehrheit der Mieter ab, die mit dem klarkommen müssen, was Vermieter ihnen bereitstellen.

Exkurs Balkonkraftwerk: Sinnvoll oder Unsinn?

Zum Bereich Strom haben wir bereits einiges im 2. Teil gesagt, doch es fehlt noch der Hinweis auf Haustechnik, die selbst Strom produziert. Wenn du in einer Mietwohnung lebst, hast du keinen Einfluss auf die Art der Energieversorgung, das bestimmt vor allem der Vermieter. Doch es gibt die sogenannten Balkonkraftwerke, die prinzipiell auch von Mietern auf dem Balkon montiert werden dürfen - Einverständnis des Vermieters vorausgesetzt.

Balkonkraftwerke erzeugen im kleinen Rahmen Strom, dessen Menge je nach Ausrichtung und Größe der Paneele zwischen 300 und 600 Kilowattstunden pro Jahr liegt. Das klingt auch erstmal interessant, doch die Sache hat einen Haken: Der Strom steht nur tagsüber zur Verfügung, wenn die Sonne scheint. Bist du tagsüber zuhause, ist das perfekt, denn dann profitierst du am meisten davon, da du den erzeugten Strom nutzen kannst.

Der Haken der Balkonkraftwerke

Die erzeugte Energie muss sofort verbraucht werden, denn einen Speicher haben Balkonkraftwerke aus wirtschaftlichen Gründen in der Regel nicht. Wenn du zum Beispiel im Homeoffice arbeitest, könnte ein Balkonkraftwerk sinnvoll sein. Du könntest zudem dein Koch- und Putzverhalten ändern und beispielsweise die Waschmaschine nur dann einschalten oder den Herd nur dann benutzen, wenn das Balkonkraftwerk Strom in dein Stromnetz einspeist.

Wichtig zu wissen: Ist es regnerisch oder bedeckt, wird wenig bis gar kein Strom produziert. Die Ausbeute bzw. der Nutzungsgrad bei Photovoltaikanlagen liegt aufgrund der beschriebenen Rahmenbedingungen im Durchschnitt bei lediglich einem Drittel - und das ist hoch gegriffen. Für Balkonkraftwerke bedeutet dies, dass du wahrscheinlich nicht mehr als 100 Kilowattstunden bei einem Einzelmodul und 200 Kilowattstunden bei einem Doppelmodul selbst erzeugten Strom verbrauchen kannst. Mehr ist nur dann drin, wenn du  dein Verbrauchsverhalten auf die Wetterlage abstimmen kannst. 

Finanzielle Ersparnis gering, Umweltentlastung hoch

Bei einem angenommenen Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde beträgt die zu erwartende Ersparnis 40 bis 80 Euro pro Jahr. Bis sich das Balkonkraftwerk amortisiert, vergehen bei angenommenen Anschaffungskosten zwischen 400 und 600 Euro pro Modul zu je 300 Watt im Schnitt 8 bis 10 Jahre. Steigen die Strompreise weiter an, verkürzt sich der Amortisierungszeitraum und die jährliche Ersparnis wächst. 

Bei dieser groben Rechnung ist nicht berücksichtigt, welche CO2-Belastung die Herstellung des Moduls verursacht hat und wie viel CO2 du durch die Nutzung sparen kannst. Eine allgemeingültige Aussage ist hier nicht möglich, weil die PV-Zellen unterschiedlich hergestellt werden und auch verschieden lange Transportwege hinter sich bringen müssen. Ein Balkonkraftwerk, das in China produziert und in Deutschland billig angeboten wird, amortisiert sich finanziell zwar schneller. Aber es hat wahrscheinlich eine wesentlich schlechtere CO2-Bilanz als ein Produkte made in Germany. Im Einzelfall müsstest du dir selbst eine individuelle Vergleichsrechnung erstellen. Als Faustregel gilt, dass etwa 50 Gramm CO2 pro Leistungs-Kilowattstunde des Balkonkraftwerks zu berücksichtigen sind. Bei einem 300-Watt-Modul sind dies 15 Kilogramm CO2. 

Dem Gegenüber steht die CO2-Ersparnis, die du erreichst, wenn du 100 kWh (das sind 1/3 der Leistungsfähigkeit eines 300-Watt-Moduls) weniger konventionell erzeugten Strom beziehst. Eine konventionell erzeugte Kilowattstunde Strom verursacht 420 Gramm CO2. Damit sparst du pro 100 kWh 42 Kilogramm CO2 ein. Aus Umweltsicht rechnet sich das Balkonkraftwerk also, aus finanzieller Sicht aber ist es derzeit noch ziemlich unattraktiv.

Wärme und Heizen

Wärmeenergie ist der nächste Aspekt. Überprüfe dein Heizverhalten und suche nach Möglichkeiten, deinen Heizenergiebedarf zu senken. Sofern du die Art der Heizung nicht ändern kannst - sie gehört dir als Mieter schließlich nicht - kannst du lediglich deine Nutzungsintensität anpassen und dafür sorgen, dass du alle Maßnahmen ergreifst, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Dazu gehört zum Beispiel, Fenster und Türen abdichten, Hinter den Heizkörpern von innen zusätzlich dämmen, die Zimmertüren geschlossen halten, die Heizkörper regelmäßig entlüften und von Möbeln freihalten, elektronische Thermostate nutzen und anderes mehr. Auch hier helfen Verbraucherzentrale und Umweltbundesamt mit Broschüren und Online-Tipplisten weiter.

Wasserverbrauch bewusst senken

Wasserverbrauch bedeutet Ressourcenverbrauch. Auch hier kannst du in deinem Alltag einiges tun, um den Konsum zu senken. Zwar ist es dir in einer Mietwohnung nicht möglich, einen eigenen Wasserkreislauf herzustellen oder Regenwassernutzung zu realisieren, doch du kannst durch den bewussten Umgang mit Wasser viel zur Ressourcenschonung beitragen. Gedankenlosigkeit führt zu Verschwendung, dies gilt auch für Wasser. Die Liste der Tipps ist lang und reicht vom Sparduschkopf und Durchflussbegrenzer bis zum Eco-Modus für Waschmaschine und Spülmaschine. Generell solltest du darauf achten, so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen. 

Lebensmittelverbrauch optimieren

Unsere Lebensmittel sind der dritte Aspekt, bei dem wir in puncto Ressourcenschonung aktiv werden können. Viele von uns schmeißen regelmäßig Lebensmittel weg. Diese wurden zuvor unter hohem Energieaufwand produziert, transportiert und verkauft.

Beispiel: Ein Kilogramm Tomaten, gezogen im beheizten Gewächshaus, verursacht 9,2 Kilogramm CO2, bis es bei dir zuhause ins Gemüsefach einzieht. Alleine deswegen ist es besonders wichtig, nicht mehr als nötig einzukaufen. 

Oder hast du einen grünen Daumen? Dann ziehe Tomaten und anderes Gemüse gleich selbst auf der eigenen Fensterbank. Besondere Sparfüchse nutzen sogar Gemüseabfälle, um aus ihnen neue Pflanzen zu ziehen. Unter dem Stichwort “Regrowing” findest du eine große Menge von Beiträgen, die sich rund um diesen ressourcen- und energieschonenden Trend drehen, aus vermeintlichen Bioabfall eigene Nahrung zu ziehen. 

Beim Einkauf auf Bioqualität und geringen Verpackungsmüll achten

Dass du beim Einkauf von Lebensmitteln darauf achten solltest, möglichst Ware in Bioqualität zu wählen und Produkte zu bevorzugen, die nicht verpackt sind (eigene Boxen nicht vergessen), liegt auf der Hand. Außerdem ist es ratsam, im Zweifel das Produkt zu kaufen, das weniger stark verarbeitet wurde, auf Mehrweg zu setzen und regionale sowie saisonale Produkte zu bevorzugen. Kurz gesagt: Nachhaltigkeit beim Einkaufen hilft enorm bei der Ressourcenschonung. Außerdem spart es bares Geld, wenn du nur das kaufst, was du wirklich benötigst, damit du nichts wegschmeißen musst. Sollte doch einmal zu viel zu Hause haben, kannst du es an die Tafel spenden oder über Foodsharing oder den Fairteiler Bedürftigen zukommen lassen.

Gezielter Konsumverzicht verbessert Energiebilanz und schont Ressourcen

Das Wort “Verzicht” wird nicht gerne im Zusammenhang mit Energieeffizienz und Ressourcenschonung genannt. Schließlich sollen sich Verbraucher wohlfühlen und auf nichts verzichten. Doch tatsächlich hilft der Verzicht auf energieverbrauchende Geräte, gedankenlose Energie- und Ressourcennutzung und übermäßigen sowie unüberlegten Lebensmittelkauf dabei, die persönliche Energiebilanz zu senken und damit auch den eigenen Geldbeutel zu entlasten.

Gerade, wenn es um die Neuanschaffung von Geräten und anderen Konsumgütern geht, solltest du darüber nachdenken, was du wirklich benötigst. Muss es ein neuer großer Flachbildschirmfernseher sein, der pro Stunde 100 Kilowattstunden verbraucht? Oder tut es auch ein kleineres Modell? Brauchst du wirklich schon wieder neue Kleidung oder kommst du mit dem, was du hast, noch eine Weile aus? Wenn du deine konsumorientierten Aktivitäten stets vor dem Hintergrund der Energieeffizienz und Ressourcenschonung betrachtest und dir entsprechende alternative Handlungsmöglichkeiten überlegst, erarbeitet du dir deinen ganz persönlichen Weg in ein Leben, das einen geringeren CO2-Fußabdruck hinterlässt. Schließlich macht es aus Umweltsicht und Energieeffizienzgründen einen großen Unterschied, ob 

  • deine Wohnung 35 oder 135 Quadratmetern hat.
  • du ein Balkonkraftwerk nutzt oder nicht.
  • dein Urlaub per Flugzeug zu einer Kreuzfahrt in die Karibik oder mit dem Bike zum Baggersee im nächsten Landkreis geht.
  • du mit einem eigenen Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährst.
  • du deinen Biomüll selbst kompostierst oder abholen lässt.
  • du Gemüse selbst anbaust oder nicht.
  • du Verpackungsmüll vermeidest oder nicht.
  • du Garten, Balkon oder Terrasse mit heimischen oder exotischen Pflanzen ausstattest.
  • du jeden Monat neue Kleidung kaufst.
  • du viel im Ausland bestellst.
  • du deine Waschmaschine nicht optimal belädst.
  • du den Trockner nutzt oder die Wäsche an der Luft trocknest.
  • du einen Kühlschrank der Energieeffizienzklasse A oder G nutzt.
  • du die Heizung auf 18 oder 21 Grad einstellst.
  • du das Licht löschst, wenn du einen Raum verlässt.

Diese Liste lässt sich noch sehr viel weiter fortführen und sie ist so individuell wie du selbst. Du hast es selbst in der Hand, den Themen Energieeffizienz und Ressourcenschonung mehr Gewicht zu verleihen, und zwar jeden Tag und in unzähligen Situationen. Jede einzelne Entscheidung zählt, auch in deinem Alltag.

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