Horrorszenario in der Realität: Wenn der Virus die Wirtschaft lahmlegt
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten für plötzliche Schocks sein können. Während einige Branchen wie die Tech-Branche profitieren konnten, litten andere, wie Tourismus oder Gastronomie, erheblich unter Lockdowns und Reisebeschränkungen. Die Pandemie hat die Notwendigkeit flexibler und anpassungsfähiger Lieferketten verdeutlicht. Viele Unternehmen mussten ihre Produktionskapazitäten schnell anpassen, neue Lieferanten finden und alternative Logistiklösungen entwickeln.
„Dauerbrenner” Klimawandel
Der Klimawandel stellt eine langfristige Herausforderung für Lieferketten dar. Extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren können kurzfristig zu Produktionsausfällen und Transportstörungen führen. Langfristig werden steigende Meeresspiegel, veränderte Niederschlagsmuster und die Verknappung von Ressourcen die Lieferketten vermutlich grundlegend verändern. Unternehmen müssen sich auf zunehmende Regulierungen und die Notwendigkeit von Klimaanpassungsstrategien vorbereiten.
Kriege und Politische Konflikte
Geopolitische Spannungen, Handelskriege und politische Instabilität können zu Lieferunterbrechungen, Preisschwankungen und regulatorischen Änderungen führen. Aktuelle Beispiele sind der Krieg in der Ukraine, der die Energie- und Lebensmittelversorgung in Europa beeinträchtigt, sowie anhaltende Handelskonflikte und Sanktionen, die den globalen Handel erschweren. Diese Konflikte zwingen Unternehmen dazu, ihre Lieferkettenstrategien ständig zu überdenken und anzupassen.
Was kannst du tun? 8 Strategien zur Stärkung der Resilienz
Um dein Unternehmen widerstandsfähig zu machen, kannst du verschiedene Strategien in dein Geschäftskonzept integrieren. Wir liefern dir 8 Denkanstöße.
1. Diversifizierung von Lieferante
- Praktischer Ansatz: Anstatt dich auf einen einzigen Lieferanten zu verlassen, arbeite mit mehreren Lieferanten aus verschiedenen Regionen zusammen. Dies verringert das Risiko von Engpässen, wenn ein Lieferant ausfällt.
- Beispiel: Ein Hersteller von Bio-Lebensmitteln könnte Zutaten nicht nur aus einem Land, sondern aus mehreren Ländern in Europa und Südamerika beziehen. So kann er sicherstellen, dass ein Lieferantenausfall in einer Region nicht zu einem Produktionsstopp führt.
- Zusätzlicher Tipp: Erstelle eine Matrix der Abhängigkeiten, um die Beziehungen zu den einzelnen Lieferanten zu visualisieren und mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen. Dies hilft dir, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, bevor Probleme entstehen.
2. Aufbau von Sicherheitsbeständen
- Praktischer Ansatz: Halte nach Möglichkeit einen angemessenen Vorrat an kritischen Materialien oder Produkten vor, um kurzfristige Lieferengpässe zu überbrücken. Berücksichtige dabei die Lagerkosten und die Verderblichkeit der Waren.
- Beispiel: Ein Hersteller von umweltfreundlichen Reinigungsmitteln könnte zusätzliche Vorräte an wichtigen Inhaltsstoffen wie biologisch abbaubaren Tensiden und ätherischen Ölen anlegen. Dies stellt sicher, dass die Produktion nicht unterbrochen wird, falls es zu Verzögerungen bei den Lieferanten kommt.
- Zusätzlicher Tipp: Nutze fortschrittliche Lagerverwaltungssysteme, um deine Bestände effizient zu verwalten. Diese Systeme sind nützlich, um den optimalen Lagerbestand vorausschauend zu ermitteln und Engpässe zu vermeiden.
3. Einsatz von Technologie zur Überwachung und Risikoanalyse
- Praktischer Ansatz: Implementiere fortschrittliche Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), Blockchain und Künstliche Intelligenz (KI), um eine Echtzeitüberwachung deiner Lieferkette zu ermöglichen und potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren.
- Beispiel: Ein Logistikunternehmen könnte IoT-Sensoren einsetzen, um die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Transportcontainern zu überwachen und so die Qualität verderblicher Waren sicherzustellen. KI-basierte Analysen könnten dabei helfen, Muster zu erkennen und potenzielle Probleme vorherzusagen.
- Zusätzlicher Tipp: Implementiere ein Dashboard, das alle relevanten Daten in Echtzeit anzeigt und dir hilft, schnell fundierte Entscheidungen zu treffen. Ein solches System kann die Reaktionszeit auf potenzielle Probleme erheblich verkürzen.
Resilienzfaktoren Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind nicht nur ethisch geboten, sondern stärken auch die langfristige Widerstandsfähigkeit von Lieferketten. Firmen, die nachhaltige Schritte in ihre Prozesse installieren, sind meist besser gerüstet, um auf Umweltveränderungen und soziale Krisen zu reagieren.
4. Nachhaltige Beschaffung
- Praktischer Ansatz: Beziehe Materialien und Produkte von Lieferanten, die soziale und ökologische Standards einhalten. Dies trägt dazu bei, Risiken wie Kinderarbeit, Umweltverschmutzung oder Ressourcenknappheit zu minimieren.
- Beispiel: Ein Möbelhersteller könnte Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern beziehen und sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen bei seinen Lieferanten fair sind.
- Zusätzlicher Tipp: Entwickle einen Verhaltenskodex für deine Lieferanten, der klare Erwartungen in Bezug auf soziale und ökologische Standards festlegt. Führe regelmäßige Audits durch, um die Einhaltung dieser Standards zu überprüfen.
5. Reduktion des ökologischen Fußabdrucks
- Praktischer Ansatz: Optimiere deine Logistikprozesse, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Dies kann durch die Nutzung effizienterer Transportmittel, die Optimierung von Routen oder die Verwendung umweltfreundlicher Verpackungsmaterialien erreicht werden.
- Beispiel: Ein Online-Händler könnte auf Elektrofahrzeuge für die Zustellung umsteigen und Mehrwegverpackungen anbieten, um Abfall zu reduzieren.
- Zusätzlicher Tipp: Implementiere ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem, das dir hilft, die Umweltbelastungen deiner Lieferkette zu messen und kontinuierlich zu verbessern. Berichte regelmäßig über deine Fortschritte, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen deiner Kunden zu stärken.
Integration ins Geschäftskonzept nach dem Entrepreneurial Design von Prof. Günter Faltin
Das Entrepreneurial Design nach Prof. Günter Faltin betont die Wichtigkeit von Einfachheit, Kreativität und dem Nutzen vorhandener Ressourcen. Resilienz kannst du auch durch die folgenden Ansätze in dein Geschäftskonzept integrieren:
6. Einfachheit und Fokus
- Praktischer Ansatz: Konzentriere dich auf dein Kerngeschäft und vermeide unnötige Komplexität in deiner Lieferkette. Dies ermöglicht dir, schneller auf Veränderungen zu reagieren und effizienter zu arbeiten.
- Beispiel: Wenn du ein Unternehmen für handgemachte Seifen gründest, konzentriere dich auf eine kleine, aber vielseitige Produktpalette und baue ein Netzwerk lokaler Lieferanten auf. Dies ermöglicht dir, schnell auf Änderungen in der Nachfrage oder im Angebot zu reagieren.
- Zusätzlicher Tipp: Erstelle einfache, aber effektive Prozesse und dokumentiere diese. Dies hilft dir, dein Geschäft zu skalieren, ohne dass die Qualität oder Effizienz leidet.
7. Kreative Problemlösung
- Praktischer Ansatz: Setze auf kreative Lösungen, um deine Lieferketten resilienter zu machen. Denke unkonventionell und nutze Synergien, um Herausforderungen zu meistern.
- Beispiel: Kooperationen mit anderen Unternehmen in deiner Branche können helfen, gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen. So könnt ihr beispielsweise gemeinsam Lagerkapazitäten nutzen oder gemeinsam Transportlösungen optimieren.
- Zusätzlicher Tipp: Führe regelmäßig Brainstorming-Sitzungen mit deinem Team durch, um neue Ideen und Lösungen zu entwickeln. Ermutige deine Mitarbeiter, innovative Ansätze vorzuschlagen und auszuprobieren.
8. Nutzung vorhandener Ressourcen
- Praktischer Ansatz: Nutze vorhandene Ressourcen und Netzwerke, um dein Geschäft resilienter zu gestalten. Dies kann durch die Einbindung von Technologiepartnern oder lokalen Gemeinschaften geschehen.
- Beispiel: Nutze lokale Co-Working-Spaces und Netzwerke, um Partner und Lieferanten zu finden. Technologieunternehmen können dir helfen, Überwachungssysteme zu implementieren, ohne dass du hohe Investitionen tätigen musst.
- Zusätzlicher Tipp: Binde dich aktiv in lokale und internationale Netzwerke ein, um von den Erfahrungen anderer zu lernen und Synergien zu nutzen. Dies kann dir helfen, schneller auf Veränderungen im Markt zu reagieren und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen.
Aus der Unternehmerschaft: Best Practices von zwei Global Playern
Auch große Unternehmen standen vor der Herausforderung, ihre Lieferketten resilienter zu gestalten.
Toyota
Nach dem Tsunami 2011 in Japan hat Toyota seine Lieferkette grundlegend umgestaltet. Das Unternehmen setzt nun auf eine stärkere regionale Diversifizierung der Produktion und ein ausgeklügeltes Risikomanagement-System, das potenzielle Störungen frühzeitig erkennt und Gegenmaßnahmen einleitet.
Das steckt für dich drin: Selbst wenn du ein kleines Unternehmen führst, kannst du durch Diversifizierung und effizientes Bestandsmanagement deine Widerstandsfähigkeit erhöhen. Investiere in Schulungen und Weiterbildungen für dein Team, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter auf Krisen vorbereitet sind.
Unilever
Unilever hat ein globales Netzwerk von Lieferanten aufgebaut und setzt auf langfristige Partnerschaften, um die Zusammenarbeit zu stärken und Transparenz in der Lieferkette zu fördern. Das Unternehmen nutzt auch digitale Technologien, um die Rückverfolgbarkeit von Produkten zu verbessern und die Effizienz der Lieferkette zu steigern.
Das steckt für dich drin: Nutze Risikoüberwachungsprogramme und baue lokale Partnerschaften auf, um die Resilienz deiner Lieferkette zu erhöhen. Entwickle außerdem Notfallpläne, die regelmäßig aktualisiert und getestet werden, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.
Dein Weg zu einer krisenfesten Lieferkette
Die Stärkung der Resilienz deiner Lieferkette ist ein fortlaufender Prozess, der ein umfassendes Verständnis der globalen Herausforderungen und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Anpassung erfordert. Indem du die genannten Strategien in dein Geschäftskonzept integrierst und Nachhaltigkeit sowie soziale Verantwortung berücksichtigst, kannst du dein Unternehmen widerstandsfähiger gegen zukünftige Krisen machen und langfristig erfolgreich sein. Mit einem resilienten Geschäftskonzept bist du besser gerüstet, um Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen, die sich in einer sich ständig wandelnden Welt bieten.