Prof. Dr. Günter Faltin und die Entrepreneurship-Bewegung
Die Entrepreneurship-Bewegung rund um Prof. Dr. Günter Faltin betont, dass Unternehmertum heute allgemein zugänglich ist und eben nicht nur privilegierten Personen mit Kapital oder Patenten vorbehalten bleibt.
Eine „Kultur des Unternehmerischen“ schließt laut Faltin explizit auch Menschen ein, die bisher keine Chancen für sich in der Wirtschaft sahen – Außenseiter, Künstler oder sozial Engagierte. Mit anderen Worten: Jeder kann heute Gründerin sein, auch ohne klassischen Rückhalt im Rücken. Dennoch bleibt es eine enorme Herausforderung, ohne Team und Ressourcen das nötige Momentum aufzubauen. Dieser Beitrag zeigt, wie du das fehlende Netzwerk ersetzen, psychologisch stabil bleiben und mit realistischen Mikrostrukturen dennoch durchstarten kannst.
Kopf schlägt Kapital: Mit Ideen gegen Goliath
Als Solo-Gründer bist du zunächst “ein Nobody. Niemand hat auf dich gewartet”. Du musst dich gegen etablierte Unternehmen mit mehr Geld, Personal und Erfahrung behaupten. Du bist David gegen Goliath. Was hilft dir dabei? Laut Faltin einzig “ein überlegenes Konzept”. Tatsächlich übertrumpft eine durchdachte Idee oft fehlendes Kapital: In der modernen Wissensökonomie ist ein kreatives Ideenkonzept (Entrepreneurial Design) für den Gründungserfolg häufig entscheidender als große Mengen an Startkapital. Dieses Prinzip fasst Faltin prägnant als „Kopf schlägt Kapital“ zusammen – so auch der Titel seines Bestsellers.
Ein überlegenes Konzept verschafft dir Aufmerksamkeit und Wettbewerbsvorteile, selbst wenn du allein startest. Beispiel Teekampagne: Faltins eigenes Startup konnte hochwertigen Darjeeling-Tee zu einem Drittel des üblichen Preises anbieten, weil er radikal vereinfachte – eine Sorte, Großpackungen, keine Zwischenhändler. Diese konzeptkreative Gründung war so innovativ, dass sie sich gegen große Tee-Konzerne durchgesetzt hat. Die Lehre daraus: Fokussiere dich auf eine einzigartige Idee oder Nische, die echte Probleme löst oder etwas deutlich besser macht als die Etablierten. So ziehst du Kunden und Unterstützer an, ohne von Anfang an viel Geld oder Bekanntheit zu brauchen.
Prof. Faltin betont in seinem neueren Buch “David gegen Goliath” die Chance, unsere Wirtschaft durch solche neuen Akteure, andere Werte, neue Sichtweisen und intelligentere Problemlösungen zu verbessern. Der kleine David kann den großen Goliath schlagen, wenn er klüger und kreativer handelt. Deine Idee ist dein wichtigstes Kapital. Arbeite sie so aus, dass sie ökonomisch, aber auch ökologisch und sozial überzeugt. Denn damit triffst du den Zeitgeist und motivierst dich selbst zusätzlich, dran zu bleiben.
Netzwerk ersetzen: Komponenten und externe Hilfe nutzen
Ein fehlendes persönliches Netzwerk muss dich heute nicht mehr ausbremsen. Digitalisierung und neue Plattformen machen es möglich, auch als Solopreneur:in ein professionelles Unterstützungsnetz aufzubauen. Faltin spricht von Komponentengründung: Du bist Dirigent:in deines Unternehmens und stellst dir die benötigten Bausteine von extern zusammen. Anstatt alles selbst können zu müssen, “sollst du der Komponist sein, der verschiedene Komponenten nutzt und zusammensetzt”.
Was heißt das konkret? Du kannst heute zahlreiche Aufgaben an Spezialist:innen oder Dienste auslagern, anstatt ein eigenes Team oder teure Infrastruktur aufzubauen. Einige Beispiele:
- Professionelle Dienstleister und Freelancer: Für Buchhaltung, Webdesign, Marketing oder Produktion findest du online Expertinnen, die du projektbasiert engagieren kannst. Du musst diese Bereiche nicht selbst meistern – verabschiede dich vom Dilettantismus! rät Faltin deutlich. Mit externen Profis arbeitest du von Anfang an auf hohem Niveau, ohne Fixkosten für festes Personal.
- Das Komponentenportal: Faltin selbst hat das Komponentenportal initiiert, das Gründerinnen eine Vielfalt an fertigen Bausteinen bietet – von Organisation über Logistik bis Marketing. Dort kannst du geprüfte Module buchen (z.B. Lager und Versand via Fulfillment-Dienstleister, Büroservices, IT-Lösungen). So “brauchst du viel weniger Kapital und bist von Anfang an professionell”*, weil Partnerunternehmen ihre Expertise einbringen.
- Mentorinnen und Gründer-Communities: Auch wenn du kein familiäres Unternehmernetzwerk hast, kannst du dir gezielt eines aufbauen. Besuche Gründerstammtische, Meetup-Veranstaltungen oder Events wie den Entrepreneurship Summit in Berlin. Dort kommen jedes Jahr über 1.000 Gleichgesinnte zusammen, um sich auszutauschen und von erfahrenen Unternehmeri:nnen (darunter Faltin) zu lernen. Solche Kontakte ersetzen das fehlende persönliche Netzwerk Schritt für Schritt – vielleicht findest du dort sogar zukünftige Mitstreiter oder Mentorinnen.
Kurz gesagt: Du bist zwar Solo-Gründer:in, aber du musst nicht alles allein machen. Nutze externe Komponenten und die Schwarmintelligenz der Community. Durch diese Arbeitsteilung kannst du auch mit starken Konkurrenten mithalten, obwohl du klein startest. Viele erfolgreiche Gründer haben so begonnen – selbst Tech-Größen wie Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg haben ihre Imperien zunächst alleine gegründet, aber sich früh die richtigen Helfer ins Boot geholt.
Momentum aufbauen: Schritt für Schritt zum Erfolg
Ohne Rückhalt kann der Weg zum erfolgreichen Business länger und steiniger sein. Umso wichtiger ist es, Momentum aufzubauen. Das bedeutet, kontinuierlich kleine Fortschritte zu erzielen, die sich summieren. Hier kommen realistische Mikrostrukturen ins Spiel: Statt kopflos alles auf eine Karte zu setzen, strukturierst du dein Vorgehen in machbare Etappen.
Ein zentraler Tipp von Faltin lautet: Teste und verifiziere dein Konzept in kleinen Schritten, bevor du alles dransetzst.
“Mach Prototypen und Probedurchläufe, bevor du größere Summen investierst”, rät er. Entwickle also einen Minimum Viable Product (MVP) - das ist eine minimal funktionsfähige Version deiner Idee - und hole erstes Feedback ein. Vielleicht kannst du anfangs im Nebenerwerb gründen. Diese Vorgehensweise gibt dir finanzielle und psychologische Stabilität, während du Schritt für Schritt validierst, was funktioniert.
Um das Momentum zu halten, helfen zudem folgende Mikrostrukturen im Alltag:
- Kleine Ziele setzen: Teile dein großes Vorhaben in kleine, konkrete Wochen- und Tagesziele. Jede erledigte Teilaufgabe (z.B. “Heute 5 Kundenkontakte herstellen” oder “Prototyp X fertigstellen”) bringt ein Erfolgserlebnis und hält dich motiviert.
- Kontinuierliche Verbesserungen: Implementiere regelmäßige Überprüfungen deines Konzepts. Frage dich z.B. monatlich: Was lief gut, wo muss ich anpassen? So bleibt dein junges Unternehmen flexibel und lernfähig, selbst ohne beratenden Vorstand. Jeder kleine Pivot in die richtige Richtung ist ein Gewinn.
- Routinen und Zeitmanagement: Gerade ohne Chef oder Team sind Selbstdisziplin und Struktur entscheidend. Lege Arbeitsblöcke und Pausen fest, um nicht auszubrennen. Eine feste Struktur – so simpel wie eine morgendliche Planung oder wöchentliche Review-Session – fungiert als Gerüst, an dem du dich entlanghangeln kannst. Diese Mikro-Struktur gibt Halt in unsicheren Gründerzeiten.
Denke daran: Ein Momentum entsteht durch Konsistenz. Viele Solo-Gründer überschätzen, was sie in kurzer Zeit alleine schaffen können, und unterschätzen, was stetige kleine Schritte über einen längeren Zeitraum bewirken. Jede kleine Etappe, die du meistern kannst, bringt Schwung, sei es der erste Prototyp, die erste verkaufte Einheit oder ein positiver Blogartikel über dein Produkt. Feiere diese Micro-Wins, denn sie sind das Fundament, auf dem du aufbaust.
Mentale Stärke: Resilienz und Unterstützung
Neben Konzept und strukturellem Vorgehen ist deine psychologische Stabilität der vielleicht wichtigste Erfolgsfaktor. Der Gründeralltag bringt enormen Stress mit sich: Statistiken zeigen, dass über 70 % der Gründer von erhöhtem Stress berichten und fast jeder Dritte bereits Symptome von Burnout erlebt hat. Besonders der fehlende kollegiale Austausch und Support, den ein Team bieten würde, ist eine häufige Belastung für Solo-Unternehmer. Deshalb gilt es, aktiv an deiner Resilienz zu arbeiten, damit dich Rückschläge nicht aus der Bahn werfen.
Resilienz bedeutet seelische Widerstandskraft – die Fähigkeit, trotz Krisen handlungsfähig zu bleiben und aus Rückschlägen gestärkt hervorzugehen. Die gute Nachricht: Diese Fähigkeit ist trainierbar. Hier einige Ansätze, um mental stark zu bleiben, wenn du ohne Rückhalt gründest:
- Netzwerk und Austausch suchen: Auch wenn du kein eigenes Team hast, musst du nicht alles alleine durchstehen. Suche dir Gleichgesinnte, mit denen du dich regelmäßig austauschst. Das können andere Solopreneure in Online-Foren oder Gründergruppen vor Ort sein. Ein ehrliches Gespräch über Herausforderungen wirkt oft entlastend.
- Gesunder Lebensstil und Pausen: Achte auf dich selbst. Gerade wenn niemand da ist, der dich bremst, neigt man dazu, rund um die Uhr zu arbeiten. Plane bewusst Erholungsphasen ein wie Pausenzeiten am Tag, aber auch mal ein freies Wochenende. Bewegung, Schlaf und Hobbys sind keine Zeitverschwendung, sondern sorgen dafür, dass du langfristig durchhältst. Nachhaltige Leistungsfähigkeit erfordert regelmäßige Erholung.
- Mindset: Lernen statt Scheitern: Versuche, Misserfolge umzudeuten. Jeder Fehler liefert Daten, aus denen du lernen kannst. Diese Fehlerkultur hilft dir, Rückschläge weniger persönlich zu nehmen. Notiere dir z.B. in einem Journal, was du aus schwierigen Situationen mitnimmst. So entwickelst du Schritt für Schritt ein robusteres Gründer-Mindset.
- Vision und Leidenschaft im Blick behalten: In Momenten des Zweifels erinnere dich daran, warum du das tust. Wenn du – wie Faltin rät – ein Business rund um etwas aufbaust, “das dir leichtfällt und wofür du Begeisterung hast”, erhöht das deine intrinsische Motivation. Deine Leidenschaft trägt dich über Durststrecken hinweg. Und denke daran: Es geht nicht nur um Geschäft, sondern um ein geglücktes Leben als Entrepreneur. Diese innere Überzeugung gibt psychologische Sicherheit, auch wenn äußere Sicherheit (Kapital, Backup) fehlt.
Abschließend noch eine Extra-Portion Energie und Motivation: Glaube an dich und dein Konzept. Steige selbstbewusst, aber genügsam in den Ring. Du musst nicht von heute auf morgen die Welt aus den Angeln heben. Aber du kannst mit kreativen Ideen, cleverer Nutzung von Ressourcen und viel Ausdauer auch als Einzelkämpferin Großes erreichen. Es ist absolut machbar, ohne Rückhalt zu gründen, viele haben es vorgemacht. Jetzt liegt es an dir, den ersten Schritt zu wagen und aktiv zu werden. Viel Erfolg dabei!