Qualitätskriterium Nachhaltigkeit

Kunden sind insbesondere in den letzten beiden Jahren noch kritischer geworden. Die Coronakrise hat die Entwicklungen in vielen Bereichen forciert, dies gilt auch für unser Einkaufs-und Konsumverhalten. Unsere Gesundheit ist uns wichtiger denn je, Hygiene und Sicherheit haben einen hohen Stellenwert. Dies betrifft auch die Qualität der Lebensmittel, die wir einkaufen. 

Generell hat sich die Haltung der Verbraucher gegenüber der Natur und Umwelt verändert. Viele machen sich Gedanken über ihren individuellen Ressourcenverbrauch und beziehen diese Überlegungen auch beim Einkaufen im Supermarkt ein. Die Konsequenz ist, dass Kaufentscheidungen weniger spontan, sondern sehr überlegt getroffen werden. Produkte sollen hochwertig sein. Verbraucher suchen aktiv nach Lebensmitteln, Marken und Produkten, die etwa transparent mit ihren Inhaltsstoffen umgehen.Dass diese Inhaltsstoffe umwelt- und gesundheitsverträglich sein sollen, versteht sich von selbst. Transparenz in allen Bereichen stärkt das Vertrauen und führt zu treuen Kunden.

Die sich abzeichnende Entwicklung kommt Entrepreneuren entgegen, die ein Geschäftskonzept entwickeln, in denen Kunden, Lieferanten, Erzeuger, Mitarbeiter und Entrepreneure selbst fair behandelt werden. Gute Arbeitsbedingungen, umweltverträgliche Herstellung, faire Entlohnung von Erzeugern, günstige Preise und ein zufriedenstellender Gewinn für das Unternehmen: Wann, wenn nicht jetzt, ist die ideale Zeit für eine kreative und ausgereifte Geschäftsidee, die all diesen Belangen gerecht wird?

Digitalisierung leistet Vorschub

Die Digitalisierung begünstigt die Entwicklung. Konsumierende sind in der Lage, sich umfassend zu informieren und ganz differenziert zu entscheiden, was, wieviel, wo und wann Sie einkaufen. Sie haben es in der Hand, ob Sie zum örtlichen Bioladen, dem Discounter, direkt beim Erzeuger oder einem Online-Marktplatz einkaufen. Verbraucher sind unabhängig und haben die Wahl. Ein geflügeltes Wort sagt: Wer die Wahl hat, hat die Macht. Konsumenten sind sich dessen bewusst und setzen mit ihren Kaufentscheidungen deutliche Zeichen.

Um Verbraucher in diesem vielschichtigen Mark zu erreichen, müssen Produkte und Dienstleistungen sehr gut auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten sein. Wie eingangs erwähnt, ist Nachhaltigkeit ein Qualitätskriterium. Es ist jedoch nicht das einzige. Transparenz erhält mehr Gewicht und auch die Qualität der Güter und Leistungen wird immer wichtiger. Wer konsumiert, legt mit seiner Kaufentscheidung auch immer ein Stück die eigenen Werte offen. Diese knüpfen an persönliche Einstellungen und an individuelle Emotionen an. Entrepreneure tun gut daran, sich mit den neuen Kunden zu verbinden und mit ihnen in den Dialog zu treten. Dann gelingt es besser, genau die Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die wirklich gefragt sind.

Vom Preisbewusstsein zur ganzheitlichen Entscheidung

Bislang war es üblich, bei der Kaufentscheidung vor allem pragmatische Faktoren zu berücksichtigen. Vereinfacht gesagt: Der Preis zählte im bisherigen Wertesystem stets zu den wichtigsten Faktoren. Auch Bequemlichkeit, Sicherheit und Verfügbarkeit waren wesentliche Entscheidungskriterien. Wenn Kosten und Nutzen sich die Waage hielten, war die Kaufentscheidung schnell getroffen. Die unübersehbare Veränderung in diesem Bereich steuert darauf zu, dass Konsumierende nun auch weiche Faktoren mit in die Entscheidung einbeziehen. 

Natürlich ist der Preis nach wie vor sehr wichtig. Doch ein Produkt oder eine Leistung wird nicht nur in materieller Hinsicht eingestuft. Ein ganzheitlicher Blickwinkel löst das rein rationale Kaufverhalten langsam ab. Die Gewichtung der Kaufkriterien hat sich verändert. Die untenstehende Gegenüberstellung zeigt, inwieweit sich die Kriterien verschoben hat. Die Bewertung von 1 bis 5 gibt wieder, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren bei der Kaufentscheidung spielen. Die Zahl 1 steht dabei für weniger wichtig und 5 für sehr wichtig.

Kriterium

Altes Wertesystem

Neues Wertesystem

Preis

5

4

Quantität

4

3

Bequemlichkeit

3

3

Qualität

2

5


Altes Wertesystem

Im bisherigen Wertesystem spielte der Preis die größte Rolle. Was kostet es und wie stehen Kosten und Nutzen einander gegenüber? Hinsichtlich der Quantität spielten Fragen wie diese eine Rolle: Wie viel bekomme ich? Bekomme ich viel für wenig Geld? Kann ich etwas schneller, billiger oder mehr haben? In puncto Bequemlichkeit ging es darum, wie einfach, schnell oder praktisch ein Produkt ist. Bei der Qualität stellten Konsumierende sich die Fragen, wie es schmeckt, welche Nährstoffe enthalten sind, ob das Produkt vertraut ist und wie sie sich beim Verzehr fühlen. Anders sieht es im neuen Wertesystem aus.

Neues Wertesystem

Im neuen Wertesystem spielt der Preis zwar nach wie vor eine wichtige Rolle, doch die damit verbundenen Fragen sind anders ausgeprägt. Verbraucher betrachten eine Kosten- und Nutzenrechnung differenzierter und machen ihre Einschätzung von einem konkreten Produkt und dem Dienstleister abhängig. Die Frage lautet nunmehr etwa so: Wie fair oder angemessen ist der verlangte Preis? 

Der Aspekt der Qualität hat den Preis als wichtigstes Kaufkriterium abgelöst. Hier spielen funktionale Betrachtungsweisen eine Rolle. Geschmack, Frische, Naturbelassenheit, Nachhaltigkeit und Herkunft sowie die Auswirkungen auf die Gesundheit sind wichtig. Hinzu kommt eine neue Ebene, nämlich die der persönlichen Erfahrung. Menschen wollen neue sensorische Erfahrungen sammeln und genießen es, gemeinsam zu kochen und gemeinsam zu essen. 

Bequemlichkeit und Quantität haben in etwa den gleichen Wert. Bequemlichkeit bedeutet im neuen Wertesystem: Wie inspirierend und unterstützend ist ein Produkt in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse? Kochboxen etwa sind eine Reaktion auf die gesteigerten Convenience-Bedürfnisse. Bei der Quantität geht es nunmehr darum, einen Mangel auszugleichen oder durch den Kauf von Lebensmitteln etwas zu korrigieren oder zu unterstützen. Konsumenten wollen sich zum Beispiel ausgewogener, bewusster oder nachhaltiger ernähren - und das zu einem fairen Preis. 

Ein Aspekt hat in diesem Zusammenhang an Gewicht gewonnen. Verbraucher fragen sich öfter, was Sie wirklich brauchen. Sie wissen Lebensmittel mehr zu schätzen und sind sich der Auswirkungen von Food Waste bewusst.

Wirkung und Wechselwirkung 

Machen Verbraucher gute Erfahrungen mit Produkten oder Marken, sind sie loyal. Sie beschäftigen sich mehr mit den Erzeugern und Produzenten von Lebensmitteln und verfolgen ihre Entwicklung in den sozialen Medien. Diese Haltung nimmt zu, je jünger Verbraucher sind. Für Entrepreneure, die aus dieser Generation stammen, ergeben sich Vorteile, weil sie die Innenansichten aus eigener Anschauung kennen. Das ermöglicht einen sehr guten Zugang, der authentisch und verbindlich ist. Die Aspekte wirken sich positiv auf die Kundenbeziehung aus, in der Vertrauen und Akzeptanz, Fairness und Transparenz eine Rolle spielen.

Direkter Draht zum Erzeugerbetrieb: Beispiel Crowd Farming

Angebote wie Crowd Farming sind auch deshalb so erfolgreich, weil sich die einzelnen Erzeuger regelmäßig mit Videos oder Posts in den sozialen Medien zu Wort melden. Hierin liegt eine große Chance, denn das Interesse an den Unternehmen bedeutet auch, dass sich mit fair produzierten, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln stabile Kundenbeziehungen etablieren lassen. Bei dem Konzept von Crowd Farming etwa können Kunden im Vorfeld Ernteanteile reservieren. Dies sorgt für Sicherheit auf beiden Seiten. Der Farmer weiß, dass die Ernte abgenommen wird und der Kunde weiß, dass er eine bestimmte Warenmenge in gewünschter Qualität erhält.

Verantwortung übernehmen: Wie ticken Konsumenten?

Immer mehr Menschen übernehmen die Verantwortung für ihr Konsumverhalten und die damit zusammenhängenden sozialen und ökologischen Veränderungen. Verschwendung und Umweltverschmutzung sind Themen, die inzwischen weite Teile der Bevölkerung beschäftigen. Zwar wirken sich die Sorgen nicht zwingend auf die täglichen Kaufentscheidungen aus. Doch generell betrachtet fokussieren sich vor allem junge Konsumenten auf sich selbst und ihren Einfluss.

Viele entwickeln ein Bewusstsein, dass ihr Einkaufs und Essverhalten das Ernährungssystem beeinflusst und sie nutzen diese Power. Unternehmen und Entrepreneure, die authentische Austauschmöglichkeiten und Communitys anbieten und maßgeschneiderten und passenden Produkten anbieten, stehen deshalb hoch im Kurs.

Sofern dur im Bereich der Lebensmittelwirtschaft etwas bewegen willst, sollte dir der Aspekt bewusst sein, dass Gesellschaft und Wirtschaft einander beeinflussen. Ökologisch und gesellschaftlich relevante Themen spielen eine immer größere Rolle dabei, eine Geschäftsideen zu entwickeln. Ein Unternehmen wird sich zukünftig nicht nur anhand von Geschäftszahlen messen lassen müssen. Es geht auch um die soziale Einordnung innerhalb der Gesellschaft und um den Impact auf die Umwelt.

Gesunde Ernährung: Was wollen die Konsumenten eigentlich?

Gesundheit und gesunde Ernährung haben einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft erlangt. Gesund zu sein bedeutet auch ein gutes Leben zu führen, so die allgemeine Wahrnehmung. Gesundheit als Oberstes Gut hat sich tief in das Verständnis der Gesellschaft eingeprägt. Deshalb sind gesundheitsorientierte Dienstleistungen und Produkte besonders interessant und finden interessierte Abnehmer - sofern Inhalt, Qualität und Preis stimmen. Das Marktsegment wächst rasant, das Thema Gesundheit ist in allen Lebensbereichen präsent. 

Wie wohnen wir? Wie denken wir? Was lesen wir? Wie und wo arbeiten wir?  Was konsumieren  und wie essen wir? Gesunde Ernährung hat aber nicht nur etwas mit der Menge und dem Nährstoffgehalt zu tun. Es geht auch um die Frage der Lebensmittelqualität. Frische und natürliche Produkte, möglichst aus der Region, biologisch produziert, frei von Gentechnik und möglichst wenig verarbeitet - das sind Aspekte, die Konsumenten wichtig finden. Problematisch wird es an den Schnittstellen, denn es gibt selbstverständlich Handlungen, die gesundheitlich gesehen sinnvoll sind, aber ökologisch betrachtet unsinnig sind. Das gilt zum Beispiel für Obst und Gemüse, das in Übersee produziert und unter hohen Co2 Ausstoß nach Deutschland transportiert wird. Haben gesunde Produkte eine katastrophale Ökobilanz, werden sie inzwischen häufiger abgelehnt als es vielleicht noch vor 5 oder 6 Jahren der Fall war.

Gesundheit bedeutet viel mehr als körperliche oder psychische Unversehrtheit 

Gesundheit bezieht sich nicht allein auf die Ernährung und die Lebensmittelqualität. Integrität, authentisches Leben und Nachhaltigkeit hören zu einer wirtschaftlichen und sozialen Gesundheit dazu. Physisches, psychisches, finanzielles und gesellschaftliches Wohlbefinden gehen eine noch nie dagewesene Partnerschaft ein. Die individuelle Gesundheit ist wichtig, doch Verbraucher denken in zusammenhängenden ökologischen Kontexten. Sie haben das Ziel mit sich selbst und der Welt im Reinen zu sein.

Gesunde Ernährung wird in Zukunft immer mit dem ökologischer Fußabdruck, Tierethik und Sozialverträglichkeit verknüpft werden. Schlankheitswahn und Diäten weichen einem ganz neuen Paradigma: Im Vordergrund steht die Weltgesundheit im Sinne von Umwelt- und Naturgesundheit.

Der Themenkomplex des Paradigmenwechsels in der Lebensmittelbranche ist sehr weitreichend. Wenn du dich davon angesprochen fühlst und deine Geschäftsidee einen der kurz skizzierten Ansätze verfolgt, stehen die Chancen auf einen gesunden Geschäftserfolg sehr gut.

Tipp: Klare Kante zeigen

Wenn du dich im Bereich der Gastronomie oder Lebensmittelbranche selbstständig machen willst, ist eine eindeutige Positionierung Profilierung sehr nützlich. Verbraucher schauen genau hin, wollen wissen, wer hinter einem Produkt steht und fragen gezielt nach den Hintergründen. Transparenz und der direkte Austausch mit Konsumenten sind wesentliche Bestandteile, die du von Beginn an bei der Entwicklung deiner Geschäftsidee integrieren solltest. Falls du zu diesem Zweck einen Sparringspartner benötigst, steht dir die Komponente “Prüfe dein Konzept” selbstverständlich offen. 

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