Nähe statt Distanz: Warum lokale Relevanz Vertrauen schafft
Ein Logo? Klar, erkennt man. Aber es sagt wenig darüber, ob jemand wirklich verstanden hat, worum es geht. Damit Menschen einer Marke trauen, muss mehr dahinterstecken: ein Gefühl von „Die wissen, wie’s bei uns läuft“. Das kann eine Kleinigkeit im Produkt sein oder ein Satz in der Werbung, der sitzt.
Ein großer Schnellrestaurant-Konzern hat sich das zu Herzen genommen. Statt überall dasselbe anzubieten, gibt’s je nach Land eigene Gerichte. Wo Rindfleisch nicht gut ankommt, wird Hühnchen eingesetzt oder statt Schweinefleisch gibt es vegetarische Alternativen. Ganz so, wie die Verbraucher vor Ort es bevorzugen.
Nun hilft dir das Beispiel einer global agierenden Kette vielleicht nicht direkt weiter, deshalb brechen wir es auf einen kleinen, überschaubaren Laden herunter: eine Backstube im Süden Deutschlands – geführt von zwei Schwestern, Maria und Lara. Die beiden starten ganz klassisch, mit Brot, Brötchen und Brezeln für ihr Dorf. Was dann passiert, hätten sie sich nicht träumen lassen: Über Social Media entdecken Menschen aus aller Welt ihre Brotkultur. Es beginnt mit Laras Rezeptvideo und einem Real, das Maria in Action mit Kunden zeigt. Dann kommen erste Anfragen – und irgendwann verschicken sie Brotmischungen bis nach Kanada. Nicht, weil sie unbedingt wachsen wollten, sondern weil ihre Geschichte und ihr Handwerk echt rüberkommen. Und obwohl neue Kunden dazukommen, wissen sie noch immer, wer jeden Morgen ein Laugenbrötchen holt. Dieses Gefühl von Verbindung – das ist mit keiner globalen Strategie zu ersetzen.
Haltung zeigen statt Hochglanz
Manche Unternehmen verstecken ihre Herkunft, weil sie „größer wirken“ wollen. Dabei ist gerade das Regionale oft das, was Menschen anspricht. Wenn du dich offen zeigst und darstellst, wie und mit wem du arbeitest, machst du dich nicht kleiner – sondern greifbarer.
Zeig ruhig, wie es bei dir aussieht. Ob Werkstatt, Hofladen oder Büroraum – Menschen wollen hinter die Fassade schauen. Sie wollen wissen: Wer macht das eigentlich? Und warum? Gerade in Zeiten von künstlicher Glätte ist ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen mehr wert als jede perfekt produzierte Kampagne.
Kund:innen erinnern sich nicht an jedes Detail. Aber sie merken sehr genau, ob jemand versucht, ihnen etwas vorzuspielen. Offenheit, gerade wenn nicht alles perfekt ist, signalisiert Vertrauenswürdigkeit. Das bleibt eher hängen als der nächste (KI-generierte) Werbeslogan.
Vertrauenswürdigkeit betrifft nicht nur Außenwirkung. Auch intern entsteht durch klare Werte eine andere Kultur: Mitarbeitende, die wissen, wofür das Unternehmen steht, handeln engagierter. Sie vertreten die Marke glaubwürdig, weil sie dahinterstehen.
Zwischen Respekt und Relevanz: Kultur ernst nehmen
Jedes Land tickt anders. Mal ist Zurückhaltung gefragt, mal direkte Worte. Farben, Gesten, selbst Lächeln – sie bedeuten nicht überall dasselbe. Das zu ignorieren, ist riskant. Und offen gesagt auch richtig unnötig.
Texte zu übersetzen bringt nichts, wenn die Botschaft nicht passt. Du musst verstehen, was die Menschen beschäftigt. Was ist ihnen wichtig? Wer das nicht allein hinbekommt, sollte sich Leute ins Boot holen, die sich auskennen.
Ein Unternehmen, das sich auf neue Märkte einlässt, sollte sich bewusst Zeit nehmen, zuzuhören. Geh nicht davon aus, dass du alles im Griff hast, nur weil deine Zahlen stimmen. Setz dich mit Leuten vor Ort an einen Tisch. Geh auf Märkte, hör Gesprächen zu, sprich mit Händler:innen, nicht nur mit Berater:innen. So entwickelst du ein Gefühl für den Ton, den du treffen musst.
Digital sichtbar sein – aber nicht beliebig
Es gibt zu diesem Thema so viel zu sagen und bestimmt hast du selbst schon viele Erfahrungen gesammelt, und sei es nur als Nutzer:in. Fest steht: Online sein ist leicht. Aber online echt rüberkommen – das ist eine Kunst. Vergiss durchgestylte Hochglanzkampagnen. Du benötigst Inhalte, die Menschen erreichen. Und zwar so, dass sie sich gemeint fühlen.
Schau, was vor Ort wirklich läuft. Welche Themen, welche Sprache, welche Bilder. Wenn du dir nicht sicher bist, frag nach. Und hör in Ruhe zu, was Leute erzählen. So hat es übrigens auch Maria aus dem Backstuben-Beispiel gemacht. Ihre Videos zeigen, wie sie backt, redet, lebt. Kein Skript. Kein Filter. Und genau das kommt an.
Dabei ist es nicht zwingend nötig, auf mehreren Kanälen präsent zu sein. Lieber einen gut bespielen – und dort echt sein – als überall gleichzeitig, aber blass in Erscheinung treten.
Auch Servicefragen oder Rückmeldungen sind Chancen. Wer in den Kommentaren persönlich antwortet oder mal ein „Danke fürs Feedback!“ schreibt, zeigt Haltung. Es sind Kleinigkeiten – aber sie summieren sich.
Vor Ort mitgestalten
Ein Unternehmen wird nicht durch Werbung Teil einer Gemeinschaft, sondern durch Beteiligung. Ob durch Vereinsarbeit, Kooperationen mit Schulen oder Aktionen mit Nachbarbetrieben: Wer sichtbar und ansprechbar ist, wird auch ernst genommen.
Dabei sind nicht die ganz großen Gesten gemeint, sondern passendes Engagement. Manchmal reicht’s, beim Stadtfest mitzumachen oder einen Workshop für Jugendliche anzubieten. Hauptsache, du zeigst dich als jemand, der dazugehören möchte. Und nicht nur als jemand, der etwas verkaufen möchte.
Egal, ob du mit lokalen Partner:innen arbeitest oder eigene Leute vor Ort hast: Gib ihnen Freiraum. Die kennen den Alltag – sie wissen, was funktioniert. Und wenn du ihnen zutraust, mitzugestalten, wächst auch ihre Identifikation mit deinem Unternehmen.
Wandel zulassen, ohne das Fundament zu verlieren
Dinge ändern sich. Immer. Wer das ignoriert, bleibt irgendwann zurück. Es bringt nichts, an alten Plänen festzuhalten, nur weil sie mal funktioniert haben. Hör zu. Stell Fragen. Und wenn du merkst, dass bestimmte Dinge nicht mehr passen, ändere sie. Auch kleine Schritte bringen dich weiter. Hauptsache, du bewegst dich (in die richtige Richtung).
Manche Unternehmen entscheiden sich dazu, für ausländische Märkte vermeintlich passende, neue Produkte oder ganze Geschäftszweige zu entwickeln. Andere verschlanken sich bewusst. Wichtig ist: Du musst das Rad nicht neu erfinden. Aber du solltest darauf vorbereitet sein, Vertrautes gehen zu lassen und Veränderungen vorzunehmen.
Regional denken – auch wenn die Karte groß ist
Lokal stark zu sein bedeutet, seine Wurzeln zu kennen. Aus starken Wurzeln kannst du gesund weiterwachsen. Nicht mit Druck, sondern mit Substanz. Menschen merken, wenn du echt bist und werden von Interessenten zu Kunden, wenn dein Angebot zu ihren Bedürfnissen passt.
Vielleicht wächst du irgendwann wie Maria über deine Region hinaus. Vielleicht bleibst du bewusst lokal. Beides kann richtig sein – solange du bei dem bleibst, was dich ausmacht.