Stockholm: Mit Körperwärme heizen

Mitten in Stockholm liegt der Hauptbahnhof, der täglich von tausenden Menschen frequentiert wird. Dabei geben sie jede Menge Wärme ab, die eigentlich - wie überall auf der Welt - einfach verpuffen würde, wenn es nicht ein spezielles Lüftungssystem geben würde. Die Stockholmer fangen die Wärme ein und führen sie in den Untergrund. Dort stehen riesige Wassertanks, die mit der Abwärme erhitzt werden. Das erhitzte Wasser dient zur Beheizung nahe gelegener Büros. Klingt eigentlich nach einer cleveren Idee, die sich prinzipiell in vielen Ballungszentren anbieten würde.

British Columbia: Autarke schwimmende Wohninsel

Mitten im Widgeon Marsh Regional Park Reserve hat ein aus Ottawa stammender Mann, der unter dem Namen Shadow bekannt ist, sich ein (fast) autarkes Lebensumfeld geschaffen. Du findest ihn auf Instagram unter shadowsnowhereisisland, wo er von seinem nun fast 20 Jahren Leben in der Wildnis berichtet. 

Shadow konzentriert sich auf sein Ziel, die Natur zu achten, zu schützen und sie selbst möglichst wenig zu belasten. Zu diesem Zweck hat er aus diversen Holzstücken, Fässern, alten Booten, Hütten und allerlei Fundstücken aus der Gegend ein schwimmendes Zuhause errichtet, das ihm als Rückzugsort und Lebensmittelpunkt dient. Er möchte zudem verhindern, dass Menschen das Feuchtgebiet im Widgeon Marsh Regional Park Reserve betreten und streitet sich mit der Stadt Vancouver darüber, ob er in seinem (fast) autarken Zuhause bleiben kann. Mit einem Holzofen in der Küche heizt und kocht er. Er nutzt Solarpanels, um ab und zu DVDs zu schauen. Shadow hat zwei Komposttoiletten, eine für sich und eine für seinen Hund, den er ebenfalls in der Gegend gefunden hat. Ein Freund bringt ihm alle paar Wochen Lebensmittel für ihn und Futter für den Hund. 

Ownhome: Autark leben in Deutschland

Wer seinen Lebensstil ändern will und danach strebt, möglichst (Energie-) autark zu leben, hat es in Deutschland schwer. Schließlich dürfen nur Grundstücke bebaut werden, die erschlossen sind, sprich, die mindestens an die öffentliche Kanalisation angeschlossen sind. Doch es gibt immer wieder Menschen, denen es offenbar doch gelingt, sich aus den Mühlen der Bürokratie herauszufinden und ein “Ownhome” nach eigenen Vorstellungen zu erschaffen. Die Website ownworld.org stellt solche Projekte vor, die dazu dienen können, die eigenen Träume vom energetisch autarken Leben ein Stück mehr in die Realität zu holen. Dabei hilft auch der Ansatz der SoBaWi, der solidarischen Bauwirtschaft. Sie bietet die Vernetzung Gleichgesinnter an und unterstützt mit Know-how, thematisch relevanten Workshops und Vorträgen, dass Menschen ihre eigenen Ideen umsetzen können. Hast du Interesse an einem autark funktionierenden Haus? Dann findest du unter sobawi.de viele nützliche Hinweise in praktischen und theoretischen Belangen. Hier zwei Beispiele von “Ownhomes” in Deutschland.

Strohballenhaus in der Eifel

Das Ownhome in der Eifel wird nach dem Cradle2Cradle-Prinzip erbaut. Das bedeutet, dass die Baumaterialien nachhaltig sind und das ganze Haus prinzipiell rückbaubar ist. Alle Bestandteile sind recycelbar. Das Strohballenhaus besteht nur aus drei Baustoffen: Stroh, Holz und Lehm. Lediglich das Fundament, der Schornstein und der Boden wurden aus Zement gegossen. Das Haus versorgt sich selbst mit Energie, zum Einsatz kommen PV-Module, ein Holzherd in der Küche, der gleichzeitig als Heizung dient und ein Badeofen mit Holz zur Warmwasserbereitung. Eine Mini-Biogasanlage liefert Kochgas und ein Regenwassertank nebst Pflanzenkläranlage hilft dabei, die Wasserver- und -entsorgung sicherzustellen. Gebaut wird das Haus von drei Schwestern auf dem Grundstück ihrer Eltern, die sich von dem durchdachten Konzept überzeugen ließen und nun selbst mitarbeiten. 

18-Quadratmeterhaus mit Wintergarten und Terrasse

Seit 2020 bezogen und erprobt ist das kleine Ownhome von Klemens. Es kommt ohne Wasser- und ohne Stromanschluss aus und nutzt eine Kläranlage für die autarke Wasserversorgung. Das Ownhome verfügt über einen Wohn-Essraum, der Platz für Arbeit, Gäste und Freizeitgestaltung bietet. Eine kleine Dusche, eine Trockentoilette und ein ausgebautes, niedriges Dachgeschoss mit Schlafmöglichkeit und Blick in die Natur vervollständigen das Ownhome.

Der Bewohner ist Initiator des Ownhome-Bausatzes, das von der Größe her für Singles und Paare geeignet ist. Die Kosten haben es zwar in sich, aber das Buch, das Klemens geschrieben hat, liefert konkrete Informationen dazu, wie der Bausatz konzipiert ist. Insofern kannst auch du dir viel Inspiration herausholen, um deinen eigenen Traum vom Energie-autarken Leben zu verwirklichen. 

Fazit: Energie-autarkes Wohnen und Leben entwickelt sich zum Trend

Es ist zwar noch lange nicht Alltag, aber immer mehr Menschen wünschen sich ein Leben unabhängig von großen Energieversorgern und dem damit verbundenen Preisdiktat. Sie wollen möglichst frei von äußeren Einflüssen ihr Leben und Wohnen gestalten, am liebsten im Einklang mit der Natur. Fakt ist, dass in Deutschland viele bürokratische und rechtliche Hürden bestehen. Zudem erschweren auch gesellschaftliche Vorbehalte die Bemühungen, Energie-Aussteiger werden oft belächelt. 

Ein Spaziergang durch die Neubaugebiete in Städten und Gemeinden zeichnet ein Bild von überdimensionierten Wohnflächen und technisch hochgerüsteten Häusern, deren CO2-Abdruck in der Herstellung von den Bewohnern zu ihren Lebenszeit nicht mehr kompensiert werden kann. Was nützt ein energiesparsames Smarthome mit automatischer Heizungs-, Lüftungs- und Lichtsteuerung, wenn die Herstellung des Hauses 40 bis 60 Tonnen CO2 verursacht? Aus Umweltsicht ist das Hausbauverhalten der heutigen Zeit ein echter Klimakiller. Rund 40 Prozent der Treibhausgase sind auf Bautätigkeiten im Bereich Hochbau zurückzuführen. Grund genug, endlich umzudenken.

Wer sich mit dem Gedanken eines Energie-autarken Lebens beschäftigt, stellt automatisch die eigenen Ansprüche auf den Prüfstand. Was brauche ich wirklich, um ein erfülltes Leben zu leben? Wie viel Energie habe ich tatsächlich nötig und wie viel Wohnfläche? Falls du grundsätzlich ebenfalls energiesparsamer leben möchtest, aber ein komplett autarkes Haus für dich nicht in Frage kommt, könnten dir die nachfolgenden Beiträge unseres Dreiteilers zur Inspiration dienen. Darin geht es einerseits darum, wie die Begriffe Energieeffizienz und Ressourcenschonung im alltäglichen Leben zu verstehen sind und andererseits um die konkreten Möglichkeiten, die jeder einzelne von uns hat, um in den eigenen vier Wänden energieeffizienter zu leben.

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