Was bedeutet Embedded Finance konkret?
Embedded Finance meint die Integration von Finanzfunktionen in nicht-finanzielle Produkte. Es geht um Bezahlfunktionen, Kredite, Versicherungen, sogar um Spar- oder Anlageangebote. Sie werden so eingebaut, dass sie nahtlos mitlaufen.
Du buchst eine Reise und erhältst im selben Schritt eine passende Versicherung. Du kaufst im Online-Shop ein Gerät und bekommst automatisch die Option auf Ratenzahlung. Du nutzt eine App, und aktivierst ein digitales Guthabenkonto, mit dem du auch andere Zahlungen verwalten kannst.
Diese Funktionen entstehen durch Kooperationen mit Fintech-Plattformen. Sie stellen die technische Infrastruktur bereit. Als Anbieter musst du diese nicht selbst entwickeln, kannst sie aber über standardisierte Schnittstellen integrieren. Das macht Embedded Finance gerade für kleinere Unternehmen zugänglich.
Die zentrale Frage lautet also nicht, ob du ein Finanzangebot benötigst, sondern ob es für dein Geschäft sinnvoll ist, es selbst bereitzustellen und zwar eingebettet in deine Produkte, Prozesse und Services.
Was bringt dir das im Alltag?
Für deine Kundinnen und Kunden bedeutet Embedded Finance vor allem Bequemlichkeit. Sie müssen nicht mehr zwischen Anwendungen wechseln. Kein externer Login, keine IBAN-Eingabe, kein zusätzlicher Aufwand. Das reduziert Kaufabbrüche und senkt Hürden, was gerade bei teureren Angeboten interessant ist..
Wenn du ein digitales Produkt vertreibst, kannst du etwa ein integriertes Bezahlsystem nutzen. Statt auf externe Payment-Dienstleister zu verweisen, hältst du den gesamten Checkout in deiner Plattform. Das beschleunigt den Prozess und verbessert die Kundenerfahrung.
Auch Zusatzleistungen lassen sich leichter anbieten. Beispielsweise: Du betreibst eine Plattform für digitale Beratungspakete. Über Embedded Finance kannst du eine Ratenzahlung ermöglichen – etwa mit einem Fintech, das kleine Beträge unkompliziert finanziert. Oder du verkaufst handwerklich gefertigte Produkte über einen Shop und bietest optional eine Transportversicherung an, die sich automatisch berechnet.
Wenn du mit Embedded Finance arbeitest, erschließt du neue Erlösquellen, etwa über Beteiligungen an Gebühren oder Provisionen, und erhältst wertvolle Einblicke in das Nutzerverhalten. Nutzungsdaten zeigen dir, welche Zahlungsoptionen besonders gefragt sind, wie sich deine Zielgruppe finanziell verhält oder an welchen Stellen sie Unterstützung braucht.
Warum du trotzdem genau hinschauen solltest
Was auf der Nutzungsseite reibungslos aussieht, ist in der Praxis komplexer. Viele Unternehmen verlassen sich auf Drittanbieter. Das heißt: Du bindest dich an Partner, die Zahlungsabwicklung, Kredite oder Versicherungen ermöglichen. Diese Anbieter bringen ihre eigenen Bedingungen mit, sowohl technisch als auch wirtschaftlich.
Wenn ein Dienstleister seine Schnittstellen ändert, Gebühren erhöht oder plötzlich nicht mehr DSGVO-konform arbeitet, betrifft das auch dein Angebot. Im Ernstfall merkt deine Kundschaft nicht, dass der Fehler beim Finanzanbieter liegt. Du bleibst Ansprechpartner:in und musst das Problem vertreten.
Ein weiteres Risiko liegt im Preis. Viele eingebettete Finanzangebote wirken attraktiv, weil sie sich gut in den Prozess einfügen. Sie sind aber nicht zwangsläufig günstiger. Ein Ratenkauf im Online-Shop kann teurer sein als ein klassischer Bankkredit. Ein eingebetteter Versicherungsschutz deckt oft weniger ab als eine separate Police.
Wenn du Embedded Finance nutzt oder anbietest, brauchst du ein Gespür für den tatsächlichen Nutzen. Die bloße Integration reicht nicht. Es geht darum, ob das Angebot für deine Zielgruppe wirklich relevant ist und ob du es so transparent gestalten kannst, dass sich deine Kundinnen und Kunden nicht übervorteilt fühlen.
Was du bei der Umsetzung beachten musst
Finanzdienstleistungen unterliegen in Deutschland strengen Regeln. Wer Zahlungen, Kredite oder Versicherungen vermitteln will, muss bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen. Dazu gehören Datenschutz, IT-Sicherheit und teilweise auch aufsichtsrechtliche Fragen, etwa im Rahmen der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 oder der Lizenzpflicht durch die BaFin.
In der Regel übernimmt dein Fintech-Partner diese regulatorische Verantwortung. Trotzdem solltest du wissen, welche Pflichten auf dich als Plattformbetreiber:in zurückfallen. Das betrifft zum Beispiel die sichere Verarbeitung von Zahlungsdaten, den Umgang mit Rücklastschriften und die korrekte Information deiner Kundschaft über Konditionen.
Wenn du mit Embedded Finance arbeitest, verlagerst du Funktionen und Verantwortlichkeiten. Du benötigst verlässliche Partner, transparente Verträge und im Zweifel technisches Know-how, um im Ernstfall reagieren zu können.
Wie verändert sich der Bankensektor?
Klassische Banken geraten durch Embedded Finance zunehmend unter Druck. Kundinnen und Kunden erleben Finanzierung, Versicherung und Zahlungsabwicklung nicht mehr im Bankumfeld, sondern eingebettet in andere Prozesse.
Das führt dazu, dass Banken ihre Position als Erstkontakt verlieren. Sie stellen in erster Linie nur noch die Infrastruktur bereit, doch die eigentliche Kundenschnittstelle liegt beim Plattformanbieter.
Einige Banken reagieren darauf, indem sie selbst zu Banking-as-a-Service-Anbietern werden. Andere kooperieren mit Plattformen. Amazon etwa vergibt in Deutschland Händlerkredite über die ING-Bank. Viele Institute versuchen, eigene Angebote zu modularisieren, um an der Entwicklung teilzuhaben.
Für dich bedeutet das: Du kannst heute Leistungen anbieten, die früher exklusiv Banken vorbehalten waren. Gleichzeitig musst du dich bewusst positionieren. Willst du die Kundenschnittstelle besetzen oder lediglich neue Funktionen integrieren?
Was du daraus machen kannst
Wenn du selbstständig bist, kannst du Embedded Finance gezielt nutzen. Vielleicht brauchst du kein eigenes Finanzprodukt, doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine smarte Zahlungsabwicklung den Prozessablauf vereinfachen kann. Vielleicht möchtest du Kund:innen eine Finanzierung ermöglichen, aber die Risiken, die Kreditgeber:innen tragen, möchtest du nicht übernehmen.
In beiden Fällen lohnt sich die Beschäftigung mit Embedded Finance. Prüfe, welche Lösungen es für dein Marktsegment gibt. Vergleiche Konditionen. Achte auf technische Schnittstellen und auf die Frage, wie sich das Angebot in deinen bestehenden Prozess integrieren lässt.
Denke dabei nicht nur an Kundinnen und Kunden. Auch im B2B-Bereich ist Embedded Finance längst angekommen. Wenn du Dienstleistungen für andere Unternehmen anbietest, kann ein eingebettetes Factoring, ein Finanzierungstool oder ein digitales Konto eine interessante Ergänzung sein.
Und was heißt das jetzt für dich?
Embedded Finance verändert die Art, wie Selbstständige arbeiten, anbieten, verkaufen. Du musst kein Fan dieser Entwicklung sein, aber du solltest verstehen, wie sie funktioniert und wie du sie strategisch nutzen könntest.
Finde heraus, ob deine Kund:innen davon profitieren würden. Und wenn ja, wie du es so integrierst, dass es dir nützt, ohne dich abhängig zu machen.
Denn wer heute Finanzdienstleistungen klug einbindet, gestaltet in der Regel das eigene Angebot effizienter und stärkt die Marktposition. Du zeigst, dass du verstehst, wo das Banking in Zukunft stattfindet und wie du es kundenorientiert einsetzt.