Wie ist die Idee entstanden, andere Menschen zu interviewen? Bist Du selbst ein Überzeugungstäter?
Der Podcast ist für mich ein guter Vorwand, interessanten Menschen auf die Pelle zu rücken. Außerdem habe ich das Bedürfnis, unserem zynischen Zeitgeist etwas Konstruktives entgegen zu setzen. Meine Sendung soll zeigen, dass es sie gibt: Menschen, deren Arbeit kein notwendiges Übel, sondern ein notwendiges Glück ist. Menschen, die persönlich hinter dem stehen, was sie tun. In diesem Sinne bin ich auch ein Überzeugungstäter, ja.
Was versprichst Du Dir davon – also welche Intention steckt hinter Deinen Podcasts?
Zwei Beweggründe habe ich bereits genannt. Darüber hinaus möchte ich mit dem Podcast für mein Berufscoaching werben. Das funktioniert, denn meine Zuhörer und meine Coachingkunden haben etwas Wesentliches gemeinsam: Die Sehnsucht nach einem innigen Leben — ein Leben, das wirklich ganz ihr eigenes ist.
In einer Zeit, in der die sozialen Kanäle mit Bildern oder Videos geflutet werden, hat ein Podcast eine Chance sich dagegen durchzusetzen?
Das ist eine Frage der Zielgruppe. Menschen, die meinen Podcast mögen, empfinden die zunehmende Reizüberflutung in den digitalen Medien als ermüdend. Zu viel, zu laut, zu schnelllebig. Meine Zuhörer lauschen lieber einem echten Gespräch, in dem noch Platz für Zwischentöne und eigene Gedanken ist. Damit werde ich zwar nie die breite Masse erreichen, aber wozu auch?! Ich bin glücklich mit meiner Nische.
Wie, also nach welchen Kriterien wählst Du Deine Gesprächspartner aus?
Ich lade ausschließlich Menschen ein, auf die ich selbst neugierig bin. Sie alle verbindet, dass es ihnen nicht nur ums Geldverdienen geht. Sie wollen in ihrer Arbeit persönlich zum Vorschein kommen.
Hast Du einen Plan, wenn Du mit ihnen sprichst oder darf sich das Gespräch entwickeln?
Beides. Es gibt eine Handvoll Fragen, die ich fast immer stelle, weil sie unaufdringlich in die Tiefe führen. Zum Beispiel: “Was sind für Dich die Grundzutaten für ein gelungenes Leben?”. Auf der anderen Seite habe ich großen Respekt vor dem Eigenleben einer Unterhaltung. Nicht alles lässt sich lenken — vor allem, wenn Menschen im Spiel sind. Struktur und Chaos, beides hat seinen Wert.
Bist Du ein Quereinsteiger als Podcaster oder hast Du einen beruflichen Background, der Dich dazu befähigt?
Ich habe mal kurzzeitig in einem Tonstudio gearbeitet, kenne mich also ein bisschen mit Klangbearbeitung aus. Aber mal Hand aufs Herz: Dank YouTube kann heute jeder lernen, ohne nennenswertes Budget einen passablen Podcast zu produzieren.
Was unterscheidet Dich von anderen Podcastern. Hast Du ein Markenzeichen?
Das Hauptmarkenzeichen meiner Sendung ist der Fokus auf einen speziellen Menschenschlag: die Überzeugungstäter. Eine weitere Besonderheit ist meine Art der Gesprächsführung. Ich komme aus dem Coaching und habe schon von Berufs wegen eine Vorliebe für “großzügige” Fragen. Das sind Fragen, die das Gegenüber dazu einladen, etwas über sich selbst zu erfahren. Meine Zuhörer und Gäste bestätigen mir regelmäßig, dass sie Unterhaltungen wie diese deutlich ergiebiger und interessanter finden als z.B. klassische Radiointerviews.
Glaubst Du, dass Podcasting ein gutes Mittel für Gründer ist, um ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen?
Prinzipiell ja. Allerdings gilt für einen Podcast dasselbe wie für jede Marketingmaßnahme: Gefallsucht ist Gift. Wer der ganzen Welt gefallen möchte, geht als gesichtsloses Mauerblümchen in der Masse unter. Nur wer sich klar positioniert, findet auch sein Publikum. Vorausgesetzt, die Qualität stimmt.
Nils Hoffmann arbeitet seit 2005 als freier Coach. Seine Kernthemen sind Klarheit, Orientierung und Sinn im Beruf. Als Werbetexter hilft er Überzeugungstätern dabei, die richtigen Worte zu finden. www.nilshoffmann.org