Leise Präsenz hat Gewicht

Du kennst solche Situationen: Ein Gespräch verliert an Struktur, mehrere Stimmen überschneiden sich, Argumente werden überlagert. Dann gibt es jemanden in der Runde, der still zuhört und leise aktiv wird. Die Person hebt den Blick, stellt eine ruhige, klare Frage. Es entsteht ein Moment der Sammlung. Die Aufmerksamkeit verschiebt sich, die Gesprächsdynamik stockt und ordnet sich neu.

In solchen Momenten zeigt sich, dass Wirkung nicht an Lautstärke gekoppelt ist. Sie hat mit Klarheit zu tun, die sich aus innerer Ordnung ergibt und in der Sprache sowie dem Verhalten zeigt. Wer sich innerlich orientiert hat, braucht keine Dominanz, um wahrgenommen zu werden. Die Klarheit übernimmt das, weil sie dafür sorgt, dass die formulierte Position greifbar und stimmig ist.

Einfluss beginnt im Inneren

Viele Ratgeber erklären, wie du überzeugender wirkst, etwa durch Körpersprache, Rhetorik oder “Bühnenpräsenz”. Das ist zwar für den Augenblick nützlich, aber es greift zu kurz, wenn du langfristig wirken willst. Soft Power entsteht nicht durch die genannten Techniken, sondern durch deine innere Klarheit. Sie zeigt sich in deinem Verhalten, besonders dann, wenn du unter Druck gerätst: Wenn du dich nicht verstellst, obwohl es einfacher wäre. Wenn du nicht sofort reagierst, sondern beobachtest, was wirklich geschieht. Wenn du Entscheidungen triffst, die Mut kosten, zum Beispiel, weil sie unbequem sind oder weil sie für Gegenwind sorgen. Doch weil sie zu deinen Werten passen, machst du dich dafür gerade.

Dieses authentische, aufrechte Verhalten, das in deiner tiefen Überzeugung wurzelt, ist der Kern der Soft Power, wie sie in diesem Artikel gemeint ist.

Klarheit statt Reizüberflutung

Es gibt Tage, an denen alles gleichzeitig auf dich einströmt. Drei offene Anfragen, eine Nachricht mit Fragezeichen im Ton, der Blick auf den Kontostand. Parallel läuft eine Videokonferenz, in der alle sprechen, aber niemand zuhört. Du sitzt da, versuchst mitzudenken, doch der Faden verheddert sich. Was fehlt, ist Klarheit.

Manchmal reicht ein einziger Satz, um die Ordnung zurückzuholen. Nicht laut, nicht dominant, sondern bewusst platziert. Zum Beispiel: „Worum geht es hier gerade wirklich?“ Eine ruhige Frage wie diese kann den Gesprächsverlauf ändern. Sie bringt Fokus in ein Durcheinander, ohne Widerstand zu erzeugen.

Soft Power zeigt sich genau darin. In der Entscheidung, den eigenen Fokus zu halten, statt auf jedes Signal zu reagieren. In der Fähigkeit, zuzuhören, statt zu beeindrucken. In der Kunst, gezielt Pausen zu setzen, um Raum für andere zu lassen. Es geht darum, sich mit klaren Impulsen einzubringen, statt sich zu zerstreuen. Um Wirkung zu entfalten, braucht es keine Übersteuerung – sondern einen bewussten, sparsamen Einsatz der eigenen Stimme.

Stimmigkeit statt Perfektion

Stimmigkeit entsteht, wenn Denken und Handeln übereinstimmen. Wer weiß, was ihm wichtig ist, trifft Entscheidungen, die genau darauf abgestimmt sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass Entscheidungen nicht allen gefallen. Deine innere Orientierung hilft dir vorrangig dann, wenn Druck entsteht. 

Ein Beispiel: Du leitest ein Projekt. Kolleg:innen schlagen unterschiedliche Richtungen vor. Einige klingen gut, andere wirken unausgereift. Du hörst zu, wägst ab, aber entscheidest nicht nach Mehrheitsmeinung, sondern danach, was fachlich und menschlich stimmig ist. Diese Klarheit strahlt Selbstsicherheit und Authentizität aus. Sie schafft Orientierung, weil sie einem übergeordneten Kompass folgt, der sich nach deinen Überzeugungen und Werten richtet.

Eine Annahme, die sich daraus ergibt: Entscheider:innen, die sich auf ein klares Wertefundament stützen, werden von ihren Teams als glaubwürdiger und belastbarer wahrgenommen. Ihre Entscheidungen wirken nicht perfekt, aber kohärent und genau das steigert m.E. die Akzeptanz. 

Wo Soft Power Wirkung entfaltet

Soft Power wirkt in Gesprächen, in Meetings, in Aushandlungsprozessen – überall dort, wo Beziehung und Bedeutung aufeinandertreffen. Sie entfaltet sich zum Beispiel, wenn du in einer Feedbackrunde nicht sofort bewertest, sondern zuerst verstehst. Oder wenn du in einer Verhandlung die Stille aushältst, bis das Gegenüber seine Position selbst hinterfragt. Auch im Team, wenn du bei Unsicherheit nicht die Führung an dich reißt, sondern einen Rahmen hältst, in dem sich andere sortieren können.

Eine groß angelegte Studie aus einem deutschen Universitätsklinikum (Erschens et al., 2022) fand heraus: Mitarbeitende, die von beziehungsorientierten Führungskräften geleitet wurden, berichteten über deutlich mehr psychisches Wohlbefinden als solche, deren Führungskräfte eher transaktional oder laissez‑faire agierten.

Soft Power schafft also demnach nicht nur Vertrauen, sie verbessert auch die Qualität von Entscheidungen.

Was du üben kannst

Soft Power lässt sich nicht als Methode lernen, weil sie keine ist. Soft Power ergibt sich aus deiner persönlichen Haltung. Allerdings kannst du üben, deinen inneren Überzeugungen und Werten zu vertrauen, indem du ihnen mehr Raum gibst. Ein erster Schritt zur Soft Power  besteht darin, abzuwarten. Gemeint ist, dass du lernst, längere Gesprächspausen auszuhalten und dich dem Drang zu widersetzen, die Pause mit Worten zu füllen. Du übst, nicht sofort zu reagieren, sondern bewusst wahrzunehmen, was gerade passiert. Wenn du das regelmäßig praktizierst, wirst du mit der Zeit sicherer darin, schwierige Momente auszuhalten und sie nach deinen Vorstellungen gezielt zu gestalten.

Ein weiteres Übungsfeld ist der Umgang mit Uneindeutigkeit. Zum Beispiel: Du wirst in einem Meeting mit Kritik konfrontiert, die unscharf bleibt. Statt dich zu verteidigen, fragst du nach: „Kannst du ein Beispiel nennen?“ Diese Art von Rückfrage zeigt Präsenz und Interesse, ohne die Situation eskalieren zu lassen. Auf konkrete Beispiele kannst du konkret reagieren.

Auch sprachlich kannst du Soft Power trainieren: Formuliere klar. Sag, was du meinst. Achte darauf, dass deine Worte mit deinem Verhalten übereinstimmen. Eine Studie der Universität Leipzig (2023) hat gezeigt, dass Kommunikation dann als glaubwürdig wahrgenommen wird, wenn sie einfach, konsistent und in der Körpersprache verankert ist.

Soft Power ist also kein Werkzeugkasten, kein Stilmittel und keine Methode, die du dir überstülpen kannst. Sie erfordert viel mehr, denn sie ist Ausdruck deiner Überzeugungen und sie zeigt sich in reifer Kommunikation. Sie knüpft an deine innere Orientierung an, basiert auf einer klaren Haltung und lebt von deinem Mut, dich zu öffnen.

 

Hinweis: Recherchiert mit Unterstützung von KI. Geschrieben, geprüft, geschärft und verantwortet von der Autorin.

Quellen

  1. Nye, J. S. (2017). Soft power: The origins and political progress of a concept. Political Science, 70(1), 1–10.

  2. Saaida, M. B. E. (2023). The Role of Soft Power in Contemporary Diplomacy. Humanities and Social Sciences Communications, Nature Portfolio.

  3. Erschens, R., Seifried-Dübon, T., Stuber, F., Rieger, M. A., Zipfel, S., Nikendei, C., & Genrich, M. (2022). The association of perceived leadership style and subjective well-being of employees in a tertiary hospital in Germany. PLOS ONE, 17(12), e0278597.

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