KI in beruflichen Netzwerken: ein Beispiel
KI-Technologien haben sich sichtbar in unsere beruflichen Netzwerke integriert. LinkedIn, Xing und ähnliche Plattformen haben sich mit intelligenten Algorithmen ausgestattet, die darauf abzielen, unsere Erfahrungen zu personalisieren und zu optimieren. Die KI-Tools reichen von intelligenten Suchfunktionen, die dir die relevantesten Jobangebote oder Artikel vorschlagen, bis zu automatisierten Nachrichtenfunktionen, die es dir erleichtern, Verbindungen herzustellen, ohne ständig aktiv sein zu müssen.
Ein konkretes Beispiel hierfür ist der "Recruiter" von LinkedIn, ein leistungsstarkes Tool, das KI verwendet, um Arbeitgebern zu helfen, die passendsten Kandidaten aus einem Meer von Profilen zu filtern. Für dich als Nutzer bedeutet das, dass dein Profil automatisch in den Vorschlägen potenzieller Arbeitgeber auftauchen kann, basierend auf den von der KI erkannten Übereinstimmungen zwischen deinen Fähigkeiten und den Jobanforderungen.
Gleichzeitig setzen die Plattformen auf KI, um Networking-Empfehlungen zu generieren, die auf deinem beruflichen Werdegang, deinen Interessen und deinen bisherigen Interaktionen basieren. So kannst du auf Menschen aufmerksam werden, die du vielleicht von selbst nie gefunden hättest, aber die ähnliche Ziele verfolgen oder in deiner Branche wichtige Impulse setzen.
KI-gestützte Personalisierung hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir uns vernetzen und beruflich weiterentwickeln, grundlegend zu verändern. Sie bietet eine hohe Effizienz bei der Suche und beim Aufbau von Kontakten, birgt aber auch die Problematik, sich in der Flut automatisierter Interaktionen zu verlieren.
KI-gestützte Kommunikation: automatisch schlecht?
Viele User, die die beruflichen Netzwerke permanent nutzen, arbeiten mit KI-Unterstützung. Sie versenden KI-generierte Anfragen, beantworten Kommentare und Nachrichten automatisiert und sind erfolgreich im Sammeln von Kontakten. Ihre offenbare Aktivität sorgt dafür, dass der Algorithmus ihre Posts präferiert und häufiger ausspielt. Doch was bringt das wirklich? Automatisch gesammelte Kontakte ohne persönliche Interaktion erscheinen im Vergleich zu gewachsenen Kontakten wie eine schwache Kopie. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele von diesen Kontakten wirklich zu zahlenden Kunden werden. Ist die Conversion-Rate genauso hoch wie bei persönlich hergestellten Kontakten?
Aus reiner Neugier startete ich ein Experiment, indem ich auf einen von KI verfassten Beitrag mit einem ebenfalls KI-generierten Kommentar antwortete. Interessanterweise zielte der Beitrag darauf ab, eine KI-gestützte Methode zum automatischen Gewinnen von Kunden auf LinkedIn zu bewerben.
Kurz darauf erhielt ich eine Antwort, die offensichtlich auch von einer KI erstellt wurde. Ich kopierte diese Antwort und fütterte sie in ein anderes KI-Tool ein, welches eine eloquente und kluge Erwiderung generierte. Kurz gesagt, es entwickelte sich ein endloses Pingpong-Spiel zwischen den beiden KI-Systemen, bei dem sie einander automatisch antworteten. Der Autor des ursprünglichen Beitrags versuchte dabei, mithilfe seiner KI, meine KI von den Vorteilen seines Angebots zu überzeugen. Meine KI antwortete stets höflich, indem sie die "Bälle" zurückspielte. Dieser Austausch hätte theoretisch ewig weitergehen können, ohne zu einem konkreten Ergebnis zu führen.
Ja, es ist richtig. KI kann helfen, die ersten Schritte der Kommunikation zu automatisieren und möglicherweise sogar zu bereichern. Meine Feststellung: Die KI kann als Werkzeug dienen, um Inhalte zu strukturieren oder erste Entwürfe zu erstellen, doch wenn sie die direkte Kommunikation vollständig übernimmt, geht der Kern dessen verloren, was den Austausch auf Plattformen wie LinkedIn so wertvoll macht – die persönliche Note.
Strategien für authentische Kommunikation mit KI-Hilfe
Wie navigierst du geschickt durch diese neue KI-unterstützte Landschaft, ohne deine Authentizität zu verlieren? Beginnen wir mit dem ersten Schritt: dem bewussten Einsatz von KI. Nehmen wir an, du möchtest einen Beitrag auf LinkedIn teilen. Anstatt auf rein KI-generierte Inhalte zurückzugreifen, nutze die KI, um deine Gedanken und Ideen zu strukturieren. Sie kann dir helfen, einen roten Faden zu finden, wichtige Punkte hervorzuheben und deinem Beitrag eine klare Struktur zu geben. Das Endresultat? Ein Beitrag, der informativ ist und deine persönliche Sicht darstellt.
Stellen wir uns zur Veranschaulichung zwei Ansätze für das Verfassen eines LinkedIn-Beitrags zum Thema digitales Marketing vor:
### Szenario 1: Ein rein KI-generierter Beitrag
Du bittest eine KI, einen Text über die neuesten Trends im digitalen Marketing zu erstellen. Das Ergebnis ist:
„Die digitale Marketinglandschaft verändert sich ständig mit Trends wie künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und personalisierten Kundenerlebnissen. Wichtig ist, diese Technologien zu nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen."
Der Absatz ist informativ, jedoch auch unpersönlich und austauschbar. Er könnte leicht in der Masse ähnlicher Beiträge untergehen.
### Szenario 2: Menschliche Anpassung mit KI-Unterstützung
Dieses Mal verwendest du die KI, um deine eigenen Erfahrungen und Gedanken zu ordnen. Du reflektierst über eigene Projekte, bei denen du KI im Marketing eingesetzt hast. Mithilfe der KI strukturierst du deine Erkenntnisse und fügst relevante Daten hinzu. Dein Beitrag könnte lauten:
"In den vergangenen Monaten habe ich mit KI-Tools im Marketing gearbeitet. Besonders prägend war die Implementierung eines Chatbots, der Kundenanfragen beantworten und Kundenbedürfnisse vorhersagen konnte. Diese Erfahrung zeigte mir, wie wertvoll personalisierte Kundenerlebnisse sind. Hier sind drei Learnings aus diesem Projekt..."
Dieser Beitrag zeigt dein Fachwissen und teilt persönliche Erfahrungen, die ihn interessant und lesenswert machen. Die KI dient dabei als Werkzeug, um deine Ideen zu strukturieren und zu ergänzen, der Kern des Beitrags – deine Erfahrungen und Erkenntnisse – macht den Beitrag individuell.
Authentizität zeigt sich im direkten Austausch. Anstatt auf vorgefertigte Antworten zurückzugreifen, wie im oben beschriebenen Pingpong-Kommunikations-Spiel, nimm dir einen Moment Zeit, um persönlich zu reagieren. Auf lange Sicht ist es ratsam, KI als Werkzeug zu nutzen und nicht als Ersatz für dein persönliches Engagement. Denn mit künstlicher Intelligenz schaffst du keine menschliche Nähe, was aber Grundlage einer vertrauensvollen Geschäftsbeziehung ist.
KI-gestützten Kommunikation: Ein Ausblick
KI ist ein mächtiges Werkzeug und gleichzeitig birgt sie große Herausforderungen. Sie hilft dabei, unsere Reichweite zu vergrößern, unsere Effizienz zu steigern und uns mit relevanten Inhalten und auch mit Kontakten zu versorgen. Gleichzeitig lauert die Gefahr, dass die Authentizität unserer Kommunikation in der Mechanik automatisierter Interaktionen verloren geht.
Das Experiment, bei dem die beiden KI-Bots auf LinkedIn Pingpong spielen, verdeutlicht, dass der Kern echter Verbindung in der persönlichen Note liegt, die kein Algorithmus ersetzen kann. Es unterstreicht die Bedeutung, KI bewusst als Ergänzung zu nutzen, um unsere menschlichen Eigenarten und Qualitäten zu stärken, anstatt sie durch automatisierte Prozesse zu ersetzen.
In der Zukunft wird die Fähigkeit, authentisch zu kommunizieren und echte Verbindungen aufzubauen, in der digitalen Welt immer wertvoller. Die Rolle der KI wird zweifellos in unserem beruflichen Leben immer stärker wachsen, doch die Kunst, ein stabiles (menschliches) Netzwerk zu knüpfen, zu pflegen und zu erhalten wird ohne dich und deine Kunden, Geschäftspartner und Lieferanten - also ohne Menschen - nicht auskommen.