Der Kriseneffekt

Krisenzeiten forcieren unaufhaltsame Entwicklungen und schärfen unternehmerische Handlungsoptionen. In jeder Krise, nicht nur in der aktuellen, zeigt sich schneller als sonst, was unternehmerisch funktioniert und welche Ansätze ins Leere laufen. Der große Vorteil von Startups und frisch gegründeten Unternehmen ist, dass sie relativ flexibel und reaktionsschnell sind. Sie schauen im Vergleich zu etablierten Unternehmen optimistischer nach vorne. Unternehmen mit fest eingefahrenen Strukturen bewegen sich langsamer, weil sie mehr betrieblichen Ballast mit sich herumschleppen. Insofern ist es ein Vorteil, wenn das Unternehmen noch keine allzu festen Verpflichtungen und starren Rahmenbedingungen aufweist.

Der Leiter der Startup-Initiative NextLevel bei PwC Deutschland erklärt sinngemäß, dass die Haltung von Startup-Entscheidern der in einem Familienunternehmen ähnelt. Verantwortliche arbeiten ihre Stärken heraus, stellen nachhaltige Geschäftspraktiken in den Fokus und vermeiden den Personalabbau. Sie erhalten und schaffen neue Arbeitsplätze und manövrieren sich damit in die Position, der Antriebsmotor aus der Wirtschaftskrise zu sein.

Tatsächlich zeigt sich an vielen Beispielen, dass Nachhaltigkeit und innovative Ansätze an Bedeutung gewinnen. Startups setzen vermehrt auf künstliche Intelligenz auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind Nachhaltigkeit und sozialverträgliche Motive wichtige Faktoren. 43 % der Startups ordnen sich selbst in den Bereich der Green Economy ein. Innovationen, Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit sind wichtige Säulen, die sich zukunftsweisend zeigen. Die folgenden Unternehmen sollen als praktische Beispiele dienen, die zum Teil auf diesen, aber auch auf und anderen Säulen ruhen.

1.BringLiesel: Lieferdienst für Senioren

Bereits 2016 wurde BringLiesel im Berlin gegründet. Es handelt sich um einen Bringdienst, der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen beliefert. Typische Artikel sind Drogerieartikel, Süßigkeiten oder Zeitschriften. In den Anfängen arbeiteten die Gründer vom Wohnzimmertisch aus mit einem Bestellformular im Rechner und Großeinkäufen in der Drogerie. Sie packten die Tüten per Hand und erstellten jede Rechnung einzelnen. Nach und nach automatisierten und digitalisierten sie ihre Prozesse und wuchsen stetig weiter. In dem Lockdown zeichnete sich extremes Wachstum ab. Viele Einrichtungen suchten die Zusammenarbeit mit BringLiesel, um ihre Bewohner mit den wichtigsten Dingen zu versorgen. Was mit drei oder vier Heimen angefangen hat, ist inzwischen zu einem großen Unternehmen mit mehr als 1000 Kunden geworden und weitere 300 bis 400 Heime sollen in den nächsten Wochen hinzukommen.

2.KinderarztNOW.de: Virtuelle Sprechstunde für Kinder und Eltern

Aus dem Bereich der Telemedizin kommt das Angebot von KinderarztNOW. Gegründet wurde das Unternehmen mitten in der Krise, am 26. März. Der Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Jan Falkenberg war Initiator. Mediziner stehen besorgten Eltern per Telefon oder Video zur Verfügung. Sie helfen von Montag bis Sonntag und auch an Feiertagen schnell und unkompliziert und stellen Rezepte aus, die Nutzer downloaden können. Im Augenblicklich ist KinderarztNOW.de stark gefragt und wird sich vermutlich in Zukunft weiterhin positiv entwickeln.

3.HappyPo: kleine Hilfe beim großen Geschäft

Ein überraschenderweise wichtiges Thema in der Krise 2020 war Toilettenpapier. Selten wurde so häufig darüber gesprochen und nachgedacht. Es gibt tatsächlich Menschen, die auf Klopapier-Jagd gehen. Hier knüpft das Konzept von HappyPo an und präsentiert eine alternative Lösung, die umweltfreundlich und günstig ist. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 2017. Das Produkt ist eine Dusche für den Po, die eine hygienischere Reinigung des Gesäßes verspricht als die Reinigung mit saugfähigem Papier. Das Gerät sieht aus wie eine elektrische Handzahnbürste, weist aber größere Dimensionen auf. Es wird mit Wasser gefüllt und zur Reinigung wird lediglich ein Knopf gedrückt, der dafür sorgt, dass Wasser heraussprüht. Die Höhle der Löwen betrachtete das Produkt als interessant und Dagmar Wöhrl beteiligte sich an der Firma. Die Knappheit von Toilettenpapier 2020 führte dazu, dass sich der Umsatz innerhalb einiger Wochen verzehnfacht.

4.Streamparty: Gemeinsam Filme streamen

Mit Streamparty ist es möglich, Streamingdienste wie Netflix, Disney +, YouTube oder Prime Video von verschiedenen Standorten aus gemeinsam zu nutzen und einen Film zusammen zu schauen. Über Streamparty können sich die User miteinander austauschen und so das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken. Erfunden von einem Software-Ingenieur, der in einer Fernbeziehung lebte und dennoch gemeinsame Filmeabende mit seiner Freundin verbringen wollte, wuchs das Hobbyprojekt zu einem echten Business heran. Vor der Krise waren es unter 1000 Nutzer, Corona aber hat die Zahl der User auf 20.000 anwachsen lassen. Monat für Monat nutzt 50 % der angemeldeten Nutzer den Dienst. Nicht nur Privatleute sind Abonnenten, sondern auch Firmen, soziale Einrichtungen und kleine Kinos.

5.rooom: Online-Baukasten für VR und AR

Mit rooom können Nutzer per Baukastensystem 3D-Animationen erschaffen und zum Beispiel ihre Produkte in vielfältigen Farbvarianten, aus unterschiedlichen Perspektiven oder in diversen Umgebungen präsentieren. Statt aufwändige Produktfotografien zu finanzieren lässt sich mit der Software ein detailliertes Modell eines Produkts messerscharf darstellen. Kunden können auf Basis der Augmented Reality (AR) Produkte praktisch mit einem Klick in ihre eigene Wohnumgebung projizieren. Mithilfe von Virtual Reality (VR) können Kunden virtuell in eine Umgebung hineinlaufen und sich umsehen. Das Immobiliengeschäft lässt sich somit sogar über Ländergrenzen hinweg ausdehnen, für die Anmietung einer Wohnung ist eine persönliche Anwesenheit nicht mehr zwingend erforderlich. Room erschafft virtuelle, dreidimensionale Räume und plastische Produkte in Rekordzeit. room ist auch für den Messesektor interessant, denn dort wird immer stärker auf virtuelle Angebote gesetzt. Die Zukunft der Messe ist digital und schon bald werden Messebesucher ihr Smartphone zücken und mit diesem einen virtuellen Rundgang zu jeder beliebigen Zeit unternehmen – wahrscheinlich mittels room.

Inspiration satt: das Netz platzt aus allen Nähten

Wenn du dich auf die Suche nach erfolgreichen Geschäftsideen machst, die sicher durch die Corona-Zeit 2020 gekommen oder gar in ihr entwickelt worden sind, wirst du eine lange Liste von Ergebnissen bekommen. Angefangen von der Kita-to-Go, bei der Eltern einen abwechslungsreichen Wochenplan für die gemeinsame Zeit zuhause nutzen bis hin zu komplexen Dienstleistungen mit technischen Schwerpunkten gibt es viele inspirierende Ansätze. Manche sind buchstäblich aus der Not heraus geboren, andere von langer Hand geplant und durch die Krisenzeit in Windeseile gewachsen. Wir hoffen, dass sie dir einen Denkanstoß geben und dich ermutigen, dein eigenes Geschäftskonzept fokussiert und vorausschauend zu präzisieren und weiterzuentwickeln.

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