Mit Abstand betrachten – Vorteile des Perspektivwechsels

Wer eine Sache mit Abstand betrachten will, muss seinen Standpunkt verlagern. Manchmal ist es sinnvoll, ein Stück zurückzutreten, um das große Ganze zu erkennen. Es ist sicherlich gut und richtig, praktische Erfahrung zu haben und sein Geschäft aus der Nähe zu kennen. Doch genauso zielführend ist es, das Gesamtbild aus der Ferne zu betrachten.

Wer zu nah mit der Nase vor einem großformatigen Monet-Klassiker steht, sieht grünblaue Farbfelder und eventuell blassrosa Einsprengungen, schwarze Flecken und schlammfarbene Übergänge. Eine irritierende Farbkombination ohne erkennbare Abgrenzung. Treten Sie jedoch Schritt für Schritt vom Bild zurück, erfasst das Auge das Gesamte. Aus den grünblauen und blassrosafarbenen Flächen ergeben sich ein See, Seerosen, Wasserspiegelungen sowie schattige und lichte Bereiche unter Bäumen am Uferrand. Das komplette Ganze erschließt sich dem Betrachter nur dann, wenn er auf Abstand geht.

Dasselbe gilt für Geschäftsideen. Wer zu sehr im Detail steckt, hat keinen Überblick. Wer zurücktritt, verschafft sich neue Erkenntnisse. 

Durch Weglassen ökonomisch handeln und an Effizienz gewinnen

Weglassen ist nicht einfach. Es braucht einen wachen Geist, denn nur wer durchdacht bestimmte Dinge weglässt, wird die Reduktion nicht als Verlust empfinden. Wer das Thema Ökologie in den Fokus seiner Aufmerksamkeit rückt, beschäftigt sich zwangsläufig mit dem zentralen Prinzip des Weglassens. Beispielsweise spart die Teekampagne Transportwege, Lagerflächen und Verpackungsmaterial. Außerdem fällt der übliche Aufwand fürs Marketing zum größten Teil weg. Während andere Anbieter Tee von dem einen Lieferanten verpacken und von dem anderen Lieferanten versenden lassen, fasst die Teekampagne die beiden Schritte zusammen. Verpacken und Versender sind eins. Das spart Zeit und Geld. Zwischenverpackungen und Transportwege fallen weg, sodass auch Kunden von kürzeren Lieferzeiten profitieren. Dabei wird die Qualität des Produktes in keiner Weise beeinträchtigt, der Verkaufspreis allerdings schon. Er fällt geringer aus. Durch das Weglassen eines Zwischenschrittes sind quasi ausschließlich Vorteile entstanden.

Kurz gesagt: während Sie ihre Idee mit Informationen unterfüttern, sie prüfen, neu konzipieren, ausprobieren und modifizieren, Fokussierung sie sich auf das Wesentliche. Finden Sie heraus, was entgegen aller Konventionen überflüssig ist und haben sie den Mut, neue, einfachere und ökonomischere Wege zu beschreiten.

Weglassen kann ein Alleinstellungsmerkmal sein. Prinzipiell trägt es dazu bei, ein Produkt zu verändern. Weglassen darf jedoch kein Qualitätsverlust bedeuten. Wer weglässt und ökonomisch handelt, kann diesen Umstand in einen Erfolgsfaktor ummünzen. Ökonomisch zu handeln ist oft umweltfreundlich und kundenorientiert zugleich. Es spricht eine bestimmte Zielgruppe an, die bereit ist, umweltfreundliche Produkte zu kaufen – und es ist kein Geheimnis, dass die Gruppe umweltbewusster Käufer immer stärker wird. 

Beispiel Waschmittel

Vollwaschmittel tragen ihren Namen unter anderem deswegen, weil sie sämtliche Inhaltsstoffe aufweisen, die nötig sind, um bunte, weiße oder dunkle Wäsche möglichst porentief zu säubern. Verbraucher kaufen ein Waschmittel und können damit sämtliche textile Verschmutzungen beseitigen.

Inzwischen gibt es mehrere Anbieter, die Waschmittel nach dem Baukastenprinzip anbieten. Verbraucher können einzelne Inhaltsstoffe getrennt voneinander kaufen und an der heimischen Waschmaschine selbst bestimmen, welche Ingredienzien sie für die Reinigung einer bestimmten Waschladung benötigen. So kommt Bleichmittel nur bei weißer Wäsche zum Einsatz, der Extrafleckenlöser nur bei stark verschmutzter Wäsche. Beim Konzept der Baustein-Waschmittel verzichten Verbraucher bewusst auf wirkstofffreie Füllstoffe und andere überflüssige Inhaltsstoffe. Das macht das Waschen auf Dauer preisgünstiger und belastet die Umwelt deutlich weniger. Anbieter von Waschmittel-Baukastensystem lassen bewusst Inhaltsstoffe weg, ohne die Qualität des Produktes zu beeinträchtigen, zum Vorteil von Verbrauchern und Umwelt.

Weitere Bausteine zur Entwicklung der Geschäftsidee

Nicht nur die Gedanken von Reduktion und Effizienz tragen dazu bei, einen neues, innovatives Produkt nach der Methode Entrepreneurial Designs systematisch zu kreieren. Es spielen auch Faktoren wie soziale Kontakte, Fantasie und Mut zum Trendsetting eine Rolle. Wie die vielfältigen Faktoren ineinandergreifen, ist in den Büchern „Kopf schlägt Kapital“ und „Wir sind das Kapital“ von Günter Faltin ausführlich dargestellt.

Doch wann ist ein Konzept eigentlich „fertig“? Wann ist es reif für den Markt? Dieser Frage gehen wir in Teil 7 nach.

Das Komponentenportal von Prof. Faltin: 

Nutzen Sie für Ihre Gründung das Komponentenportal der Projektwerkstatt. Hier finden Sie ein großes Angebot an Bausteinen, die Ihnen z.B. bei der Bewältigung betriebswirtschaftlicher oder organisatorischer Abläufe nützlich sind.  So funktioniert es 

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