Holacracy: Das steckt im Detail dahinter

Eine Formalie vorweg:Holacracy wird im deutschen Sprachgebrauch mit Holokratie oder Holakratie verwendet. Beides hat seine Berechtigung. Wir haben uns für die Form “Holokratie” entschieden.

Arbeitet eine Firma nach holokratische Grundsätzen, wird sie in unterschiedliche Zirkel eingeteilt. In jedem Zirkel, auch Kreis genannt, wird ein Ziel definiert. Dies könnte z.B. sein, die Umsätze um 50% zu steigern. Die Kreise sind so ähnlich strukturiert wie Projekt-Teams in einem herkömmlichen Unternehmen. Der Unterschied liegt darin, dass es keinen ausgewiesenen Teamleiter gibt, sondern dass jedes Teammitglied gleiches Mitspracherecht hat. Eine Person, der sogenannte Lead Link, wird festgelegt, um die organisatorischen Aufgaben zu erledigen. Dies kann auch wechseln, so dass jeder einmal an der Reihe ist. Der Lead Link sorgt dafür, dass regelmäßige Treffen stattfinden, in denen alle relevanten Punkte besprochen werden. 

Ein wichtiges Merkmal dieser dezentral organisierten Kreise ist, dass jedes Mitglied im eigenen Bereich nach eigenem Gutdünken arbeiten und entscheiden kann. Nur, wenn die Aktivitäten ganz offensichtlich der Firma bzw. der gemeinsamen Zielsetzung schaden, kann in einer gemeinschaftlichen Abstimmung dieses Vorgehen gestoppt werden.

Generell sehen holokratische Firmen neue Ideen und Experimente positiv. Falls einmal etwas schiefgeht, ist das nicht schlimm. Anlässlich eines gescheiterten Experiment lässt sich – genauso wie bei einem erfolgreichen Experiment – analysieren, welche Gründe für den Verlauf ausschlaggebend waren. Jedes Projekt, jedes Scheitern und jedes Siegen wird als Lernerfahrung angesehen.

Klare Vorgaben und Richtlinien im Meeting

Treffen sich Mitarbeitende zur Besprechung, gibt es eine ganz klare Vorgabe, wie diese Besprechung abzulaufen hat. Die Besprechung wird protokolliert und richtet sich nach einem festen Raster. Es ist zwar richtig, dass in einem holokratischen Unternehmen kein Chef als letzte Instanz das Zepter schwingt. Aber die Prozesse sind bis in alle Einzelheiten festgelegt. Diese Festlegung in der Kooperation miteinander ermöglicht erst die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit im eigenen Bereich.

Der übergeordnete Zweck gibt die Richtung vor

Wenn eine Firma nach einem holokratischen Konzept arbeiten will, arbeitet sie zweckorientiert. Die Firma und die darin arbeitenden Menschen legen konkret fest, wofür sie stehen und was sie anstreben. Was soll die Firma bewirken, welche Zweck verfolgt sie? All das manifestiert die Daseinsberechtigung und bildet gleichzeitig die Leitlinien, innerhalb derer jeder in der Organisation handelt. Die Projekte in der Firma richten sich nach dem festgelegten Zweck. Daraus ergeben sich im Idealfall Aufgaben, die dem höheren Zweck untergeordnet sind. Der gemeinsame Zielgedanke schweißt zusammen und hilft dabei, den Austausch untereinander lebendig zu halten. Der festgelegte Zweck legt die Grenzen fest , innerhalb derer Entscheidungen frei getroffen werden können.

Unterschiede zur traditionell konzipierten Firma

In einer traditionell organisierten Firma herrschen bestimmte Aspekte vor. Dazu gehören diese: 

  • Inhaltlich festgelegte Stellenbeschreibungen

  • Autoritäten sind langfristig festgelegt

  • Reorganisationen sind langwierig

  • Firmenpolitik wird vorgegeben

In einer Holokratie aber sieht es ganz anders aus. Sie wird durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Es gibt keine festen Stellen, sondern Personen füllen Rollen aus, die wechselnde Aufgaben übernehmen

  • Autoritäten sind gleichwertig auf alle verteilt

  • Verbesserungen bzw. Änderungen erfolgen schnell sowie schrittweise und sie sind auf das übergeordnete Ziel ausgerichtet

  • Alle Mitarbeitenden folgen selbst festgelegten, transparenten Regeln

Nachteile einer Holokratie

Eine Firma, in der es keine festen Stellen gibt, ist relativ schwer zu kontrollieren. Rollen entstehen dynamisch und fallen nach Erledigung der damit zusammenhängenden Aufgaben wieder weg. Die Agilität, die diesen Prozess innewohnt,  wirkt somit einige Nachteile. 

  • Wenn keine festen Stellen vorhanden sind, fällt die Kosten Kontrolle schwer. schließlich kostet jeder Mitarbeiter Geld.  sind wirklich alle Mitarbeiter notwendig, um die Firmen Ziele zu erreichen?

  • Es gibt keine Kontrollinstanz für das Entstehen und Vergehen von Rollen und Arbeitskreisen. Darin liegt die Gefahr, dass unnötige Kreise gebildet werden, die vermeidbare Kosten produzieren.

  • Mitarbeitende haben keinen Überblick über bestehende Arbeitskreise, Aufgaben und Rollen. Sie bekommen nicht mit, wenn neue Kreise entstehen oder alte Kreise Vergehen bzw nicht mehr aktiv sind. Misskommunikation ist vorprogrammiert.

Die Besonderheiten der Holokratie liefern einige Denkanstöße, die Entrpreneure bei der Konzeption des eigenen Business ungewöhnliche Perspektiven öffnen können. Dabei gibt es noch weitere Aspekte, die dabei berücksichtigt und bedacht werden sollten. Im zweiten Teil liest du, was der Unterschied zwischen Rollen und Stellenbeschreibung ist, ob wirklich jeder in einer Holokratie gleichwertig ist und welche Skills dich weiterbringen. 

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