Impulse von Vordenkern
Wegweisende Impulsvorträge gab es vom brandeins-Gründer Wolf Lotter, von dem Soziologen Harald Welzer und von Jakob von Uexküll, Gründer des World Future Council. Lotter klagt die „neue Elite“ (u. a. die Internetkonzerne) an, weil sie ihr Wissen nicht mit den Bürgern teilen wollen. Er ruft zu mehr konstruktiver Auseinandersetzung auf. Harmonie könne verblöden. Eine Demokratie müsse andere Meinungen aushalten, alles andere führe zu einer „geschlossenen Gesellschaft“. Harald Welzer hatte bereits zuvor für seine zivilgesellschaftliche Initiative Die Offene Gesellschaft geworben. Ihr Ziel: Toleranz, Vielfalt und Demokratie zu verteidigen mit Aktionen von Bürgern und 365 Veranstaltungen bis zur Bundestagswahl 2017. Der Kern der Demokratie ist Freiheit. Was Andere erkämpft haben, muss lautstark verteidigt werden. Die Mehrheit der Bürger müsse generell lauter werden, so Welzer, um der Minderheit der Intoleranten stärker die Stirn zu bieten. Um Zukunftsperspektiven in den Köpfen zu schaffen, braucht wir sinnstiftende Visionen, so Harald Welzer:„Geschichten sind das stärkste Medium der Menschheitsgeschichte.“
Mut und Unnachgiebigkeit
Neue Ideen hätten es oft schwer, so Jakob von Uexküll. Davon dürfe man sich nicht entmutigen lassen. Uexküll erzählt von seiner Idee, einen Alternativen Nobelpreis zu verleihen. Das Nobelpreiskomitee lehnte seinen Vorschlag ab. Uexküll blieb hartnäckig und wurde selbst zum Preisstifter, indem er seine private Briefmarkensammlung verkaufte. Bedauerlicherweise, so Uexküll, sei der Erlös nicht ganz so ertragreich gewesen wie der Handel mit Dynamit. Doch entscheidender als die Höhe des Preisgeldes sei die symbolische Geste, Pioniere zu würdigen. Sie hätten mit alternativen Wegen bewiesen, wie sich lokale und globale Herausforderungen in unserer Welt meistern ließen.
Gerade Quer- und Neudenker zu belohnen, sei doch im Sinne von Alfred Nobel gewesen, der stets fragte: Was bringt den Menschen den größten Nutzen? Uexküll berichtete auch vom Netzwerk futurepolicy.org, einer interaktiven Website, über die sich Politiker über erfolgreiche Gesetze austauschen könnten.
Mehr Transparenz und Durchblick durch Medien
In einer Werkstatt zum Thema Medien stellten Akteure neue journalistische Projekte und alternative Geschäftsmodelle vor. Die Recherche-InitiativeCorrect!v finanziert sich weitgehend aus Stiftungsmitteln, kooperiert mit verschiedenen Medien gleichzeitig und kann aufwändig recherchierten Themen crossmedial in mehreren Medien veröffentlichen. Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche finanziert sich durch ein Mix aus Mitgliedsbeiträgen, Fördergeldern, Spenden und Anzeigeneinnahmen. Als ihre Kernaufgabe sieht sie die Vermittlung von Recherchetechniken und Vergabe von Stipendien an, um die sich Journalisten mit konkreten Themen bewerben können.
Mit Hilfe prominenter Unterstützer hat die Online-Community Perspective Daily 14.000 Mitglieder eingeworben, die für 60 € pro Jahr täglich von Montag bis Freitag einen Artikel werbefrei lesen können. Die Themen werden nach dem Grundsatz eines konstruktiven Journalismus zukunftsorientiert aufbereitet.
Die journalistischen Gründer befragten die Teilnehmer zu ihren Erwartungen an die mediale Berichterstattung und die Rolle der Medien. Das Internet sei vollgestopft mit Informationen, daher sei es wichtig, die richtigen Informationen aufzufinden und Quellen zu bewerten. Journalisten sollten stärker über den Fortgang von Geschichten berichten, darüber, wie sich Sachlagen, Prozesse und Entscheidungen weiterentwickeln, so der Wunsch der Nutzer.
WIR-Kultur
Entrepreneurship hat längst auch erfolgreich Einzug in die Bildung, darüber sprachen Peter Spiegel, Autor des Buches WeQ und Initiator des GENISIS Institute for Social Business and Impact Strategies, sowie Margret Rasfeld, pensionierte Leiterin der Evangelischen Schule Berlin. Die von ihr initiierte Bewegung Schule im Aufbruch revolutieriert seit einiger Zeit nicht nur das Schulsystem in Deutschland, sondern strahlt u. a. auch nach Polen und Österreich aus. Moritz Ettl vom Hasso-Plattner-Institut HPI-Academystellte verschiedene Schüler-Projekte in Deutschland und Österreich vor. Einen Workshop zum genossenschaftlichen Entrepreneurship präsentierten Spiegel und Ettl gemeinsam und erfragten bei den Teilnehmern des Summits Ideen, um Regionen über „WeQubatoren“ mit genossenschaftlicher Hilfe zur Selbsthilfe neue Impulse zu geben.