Urban Mining: Wenn Städte als Baustoffquelle dienen - Ideen im Fokus

Beim Urban Mining geht es darum, Baustoffe aus bestehenden Gebäuden wiederzuverwenden.  Studierende am Karlsruher Institut für Technologie haben bereits 2019 einen Glaspavillon errichtet, der zu 100% aus recyceltem Material besteht. Die eingesetzten Baustoffe haben bereits an anderer Stelle ihren Dienst getan, bevor sie im Pavillon einen neuen Platz bekamen..

Ressourcen zurückzugewinnen ist eine Idee, die auch den Architekten Thomas Rau umtreibt. Alle Materialien, die aktuell in einem Gebäude verbaut sind, betrachtet er als wiederverwertbar. Damit dies gelingt, braucht es ein Register, in dem die verbaute Materialien verzeichnet und auffindbar gemacht werden können. Deshalb hat der Architekt ein Online-Rohstoff Register ins Leben gerufen, das unter dem Schlagwort Madaster zu finden ist.

Ein weiterer Denkansatz liegt darin, dass für den Bau von Häusern keine Material,  sondern Nutzungsrechte eingekauft werden. Dieser Denkansatz berücksichtigt den finanziellen Nutzen, der für Firmen selbstverständlich eine große Rolle spielt. So würden Firmen ein größeres Interesse daran haben, langlebige Materialien herzustellen, auch das steckt hinter der Grundidee. Wie könnte diese Idee in der Praxis aussehen? Die Niederländer haben ein Gebäude nach diesem Konzept umgesetzt, die Triodos Bank in Zeist. Die Bank hat die Baustoffe für die Nutzungszeit der Immobilie angeschafft. Sobald die Nutzungsdauer abgelaufen ist, erhält die Firma die Materialien zurück und kann sie anderweitig einsetzen. 

Was braucht ein Haus, um C2C Ansprüchen gerecht zu werden?

Ein einzelnes Produkt erfüllt die Ansprüche des C2C-Prinzips, wenn 

  • es sich vollständig in die einzelne Bestandteile zerlegen lässt.

  • alle Bestandteile frei von Schadstoffen und Giftstoffen sind.

  • die Herstellung möglichst CO₂-frei erfolgt und dabei erneuerbare Energien eingesetzt werden.

  • im Zusammenhang mit der Immobilie der Wasserhaushalt nicht belastet wird.

  • die Herstellung sozialverträglich erfolgt.

Ein Haus nach dem Vorbild der Natur zu bauen bedeutet, kreislauffähige Materialien und Produkte zu verwenden. Das Prinzip des C2C-Hauses beinhaltet das natürliche Prinzip. Jeder "Abfall" muss wieder verwertbar sein, insofern gilt Abfall als Nährstoff. Denkt man dieses Prinzip auf den Bereich des Hausbaus weiter, erfüllt eine Immobilie die Anforderungen der C2C-Prinzipien, wenn

  • mehr Energie erzeugt wird, als von Hausbewohnern bzw. Nutzern verbraucht wird.

  • die Hausfassade Kohlenstoff und Feinstaub bindet.

  • die Innenausstattung wohngesund ist.

  • der Bau des Hauses keinen Müll hinterlässt.

Natürlich stellen die genannten Anforderungen eine sehr hohe Hürde dar. Kaum eine private Baufamilie ist in der Lage, all diese Forderungen zu erfüllen. Und auch Hausanbieter, die eine Immobilie mit einem entsprechenden C2C-Zertifikat anbieten, sind noch nicht greifbar. Allerdings gibt es einige, die ihre Häuser nach den Leitgedanken des C2C konzipieren und damit einen ersten Schritt in die richtige Richtung gehen. 

  • Es gibt zum Beispiel Holzhäuser, die keine Schrauben, sondern Verbindungen aus Holz einsetzen oder mit Dämmstoff arbeiten, der aus Hobelspänen, Soda und Molke besteht. Klingt verrückt, ergibt aber eine brandgeschütztes Material, welches zudem gegen Schimmelbefall präpariert ist. 

  • Die traditionellen Bauweisen mit Lehm und Reet erfüllen ebenso die Anforderungen des C2C-Gedankens. Dies gilt jedenfalls dann, wenn keine anorganischen oder chemischen Beschichtungen aufgebracht werden, die das Naturprodukt verunreinigen.

Häuser der Zukunft - spannendes Geschäftsfeld für Entrepreneure

Für Entrepreneure, die in puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit aktiv werden wollen, ist das Geschäftsfeld des ökologischen Hausbaus sicherlich sehr interessant. Wie könnte ein Haus konstruiert sein, das sich ohne Umweltbelastung unkompliziert errichten und später komplett wieder abbauen lässt? Ein solches Haus müsste darüber hinaus für die Umwelt nützlich sein. Es sollte die Luft reinigen, Wasser sauber halten und auch ein Rückzugsort für Insekten und andere Tiere bieten. Kurz gesagt, das Haus muss gut für alle Lebewesen sein, nicht nur für den Menschen. 

Das Bauwesen ist ein wichtiger Hebel, um Veränderungen in Zusammenhang mit der CO2-Belastung und dem Umweltschutz einzuleiten und zu forcieren. Das Potenzial ist groß, doch im Augenblick sind insbesondere für Privatpersonen die Kosten viel zu hoch. Auch stehen derzeit noch konkrete Bauvorschriften und Gesetze einem Haus entgegen, dass komplett nach dem C2C Prinzip gebaut werden kann. Nicht zuletzt fehlen Fachleute für den C2C-Bau und Hersteller, die entsprechend zertifizierbare Produkte entwickeln und verkaufen. Außerdem gilt es Verbraucher zu überzeugen, die ihr Eigenheim nach dem C2C-Prinzip errichten wollen. 

Steckt in dir ein C2C-Hersteller oder Ideengeber für bessere Produkte?

Derzeit müssen wir uns noch damit zufriedengeben, dass Gebäude lediglich von den C2C-Prinzipien inspiriert sind. Das Geschäftsfeld wartet geradezu darauf, von findigen Köpfen entdeckt zu werden, die ihre Ideen in passende Produkte und überzeugende Angebote ummünzen. Gehörst du dazu? Wir sind gespannt auf deine Ideen und können dir mit einigen unserer Komponenten aus dem Bereich Konzept & Praxis gezielt dabei helfen, sie in fassbare Konzepte auszuarbeiten. 

Falls du noch nicht so weit bist und du ein inspirierendes Umfeld zur Entwicklung deiner Ideen suchst, könnte die Stiftung Entrepreneurship die richtige Anlaufstelle für dich sein. Dort kannst du dein schöpferisches Denken und Handeln unter idealen Voraussetzungen entfalten und wachsen lassen. Dies gilt auch, wenn du bislang noch keinen Kontakt zu Wirtschaftsthemen hattest und aus einer ganz anderen Ecke kommst. Trau dich und entfalte dein eigenes kreatives Potenzial.

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