Was steckt hinter dem Modell?

In Gesprächen mit Mitarbeitenden hört man oft: Ein freier Tag mehr pro Woche kann helfen, besser durchzuatmen. Wer weiß, dass der Freitag frei ist, organisiert sich oft anders. Termine werden knackiger gehalten, weniger Kleinkram schiebt sich in den Tag, und auch private Dinge lassen sich besser koordinieren.

Aber was genau heißt das für die Arbeitsleistung? Es gibt Hinweise darauf, dass konzentrierteres Arbeiten und ein klarerer Fokus dazu führen können, dass in kürzerer Zeit genauso viel – oder zumindest fast so viel – geschafft wird. Aber das ist nicht garantiert. Gerade bei Tätigkeiten mit vielen Störungen, engem Kundenkontakt oder handwerklicher Arbeit, wo Abläufe nicht einfach beschleunigt werden können, sieht das anders aus.

Der Blick aus dem Büro und von der Werkbank

Für viele Unternehmer:innen bedeutet das: Sie müssen genau hinschauen. Was ist machbar, ohne dass die Qualität leidet? Welche Prozesse lassen sich umstellen? Welche Rollen erfordern vielleicht sogar eine andere Lösung? Die Antwort darauf ist selten schwarz oder weiß.

In Büros, wo viel selbst organisiert wird, kann ein freier Tag funktionieren. Dazu müssen sich Teams abstimmen, Aufgaben klar verteilt und Erreichbarkeiten geregelt sein. Im Handwerk, in der Pflege oder im Einzelhandel sieht das ganz anders aus. Hier hängen viele Arbeitszeiten direkt mit Kundenwünschen zusammen. Da lässt sich ein zusätzlicher freier Tag nicht so leicht einplanen, ohne dass jemand anderes einspringt oder ohne dass etwas liegen bleibt.

Wie man es angeht, macht den Unterschied

Einfach sagen „Ab morgen machen wir’s so“ funktioniert nicht. Ein gemeinsamer Prozess ist wichtig. Was wollen wir ausprobieren? Wie messen wir, ob es funktioniert? Wer trägt was mit? Und was tun wir, wenn es hakt?

Es braucht Absprachen: Wer ist wann erreichbar? Was passiert, wenn ein Kunde dringend etwas braucht, aber niemand ist da? Und vor allem: Wie bleibt das Team im Austausch, wenn man sich seltener sieht? All diese Fragen müssen im Vorfeld geklärt werden. Sind sie es nicht, kommen sie früher oder später mit voller Wucht zurück und können das Vorhaben zu Fall bringen.

Was geht, was geht nicht?

In manchen Unternehmen ist durch die 4-Tage-Woche tatsächlich ein Ruck durchs Team gegangen. Dinge, die lange Zeit einfach „so mitliefen“, wurden neu geordnet. Viele merkten, dass es bei der Organisation noch Luft nach oben gab. Wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, muss man anders priorisieren. Nicht jede Mail benötigt sofort eine Antwort. Nicht jedes Meeting ist nötig.

Aber das gilt eben nicht für alle Unternehmen in jeder Branche. In Betrieben mit engem Zeitdruck oder Personalengpässen kann ein freier Tag schnell zur Belastung werden – für die, die dann mehr auffangen müssen. Und das ist ein Punkt, der nicht unterschätzt werden darf: Wenn eine Entlastung für einige zur Mehrarbeit für andere wird, ist am Ende niemandem geholfen.

Realität trifft Anspruch

Viele, die in einem Betrieb arbeiten, wünschen sich mehr Luft – im Kalender, im Kopf, im Leben. Der Gedanke, nur vier Tage die Woche arbeiten zu müssen, trifft bei vielen ins Schwarze. Klar, mehr Zeit für Familie, Erholung oder einfach mal nichts tun, das klingt nach einer echten Verbesserung.

Aber du solltest auch wissen: Weniger Tage bedeuten nicht automatisch weniger Druck. Im Gegenteil. Oft steigt das Tempo, weil die Aufgaben gleich bleiben, aber der Raum dafür knapper wird. Wer am Montag schon weiß, dass am Donnerstag alles erledigt sein muss, geht mit einer anderen Energie an die Woche ran. Das kann pushen, aber auch stressen.

Wenn du selbst darüber nachdenkst, so ein Modell in deinerm Unternehmen einzuführen, ist es wichtig, ganz genau hinzuschauen: Was ist wirklich machbar? Wo wird es eng? Und wo liegt vielleicht eine Chance? Redet offen miteinander, was geht und was nicht. Erwartungen sind schnell da, aber sie müssen auch realistisch sein. Nur dann bleibt die Stimmung im Team tragfähig. Denn wenn sich einige überfordert fühlen, weil andere frei haben, kippt das Miteinander. Und dann nützt der schönste freie Freitag niemandem.

Lieber beweglich bleiben als starr sein

Vielleicht ist der eigentliche Gewinn gar nicht die konkrete Anzahl an Arbeitstagen. Sondern die Offenheit, Dinge zu verändern. Die 4-Tage-Woche ist ein möglicher Weg, aber er ist nicht der einzige. Gleitzeit, individuelle Wochenmodelle, Zeitkonten oder flexible Pausen können genauso helfen, Arbeit und Leben besser zu verbinden.

Wichtig ist in jedem Fall: reden, zuhören, ausprobieren. Und sich eingestehen, wenn etwas nicht klappt. Führung braucht in solchen Prozessen Mut und Vertrauen. Wer loslässt, wird nicht automatisch den Überblick verlieren. Oft entstehen gerade dadurch neue Ideen.

Was am Ende zählt

Vielleicht ist die 4-Tage-Woche nicht der große Wurf für alle – aber sie ist ein Anlass, genauer hinzusehen. Wie arbeiten wir? Wie wollen wir arbeiten? Und was können wir realistischerweise verändern, ohne dass der Laden aus dem Takt gerät?

Wenn du in der Verantwortung bist, weißt du: Es gibt keine Universallösung. Was in einem Betrieb klappt, ist im anderen undenkbar. Aber du kannst einen Anfang machen. Red mit deinem Team. Probiert Dinge aus. Haltet fest, was funktioniert und werft über Bord, was nicht trägt.

Am Ende zählt nicht, wie viele Tage man im Kalender markiert. Sondern wie gut die Arbeit zum Leben passt. Und ob sich alle mitgenommen fühlen. Wenn das gelingt, dann ist schon viel gewonnen, ganz unabhängig vom Wochentakt.

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